Flüchtlingsunterbringung an der Amstetter Straße: Wünsche, Tipps und Anregungen

Stuttgart-Hedelfingen … Am 19. April wurden die Pläne für die Flüchtlingunterbringung in Systembauten an der Amstetter Straße dem Hedelfinger Bezirksbeirat vorgestellt. Die städtischen Vertreter nahmen etliche Vorschläge aus dem Bezirk mit. Ihr insgesamt überzeugender Vortrag führte aber zu einem einstimmigen Votum für das Vorhaben.

Das Vorhaben, zwischen dem im vorigen Herbst in Betrieb genommenen Spielplatz und Elektro Eifler zwei Systembauten für die Unterbringung von bis zu 156 Asylbewerbern zu errichten, war am 7. April von der Stadt bekanntgegeben worden (WILIH 13.4.2016). Nun stellten Marco-Oliver Luz, der neue Leiter der Abteilung Flüchtlinge im Stuttgarter Sozialamt, und Axel Wolf, Abteilungsleiter für Immobilienmamagement im städtischen Amt für Liegenschaften und Wohnen, die Planung dem Hedelfinger Bezirksbeirat vor.

Lärmschutzwand verlängern!

Der ausgewählte Standort erstrecke sich über drei Flurstücke „mit unterschiedlicher Eigentümerstruktur”, berichtete Axel Wolf. Die Stadt werde die Grundstücke für zunächst fünf Jahre fest pachten, habe aber eine Option auf eine fünfjährige Vertragsverlängerung. Geplant sei die Inbetriebnahme der neuen Flüchtlingsunterkunft für das Frühjahr 2017 – „wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt”. Erstellt würden die Systembauten aus Betonfertigteilen, erklärte Wolf auf Nachfrage. Werde die Unterkunft in fünf oder spätestens zehn Jahren geschlossen, würden die Systembauten abgerissen und die Betonteile entsorgt.

Die Investitionssumme für den Hedelfinger Standort einschließlich einer Lärmschutzwand auf Grundstückslänge entlang der B 10, Vergütungen für die SWSG sowie Ausstattung liegt bei 4,1 Millionen Euro. Die Bezirksbeiräte rieten allerdings zu einer durchgehenden und damit längeren Wand zwischen den Hochhäusern und Elektro Eifler, was nun geprüft werden soll. Eine schallschutztechnische Untersuchung sei noch durchzuführen, hieß es.

Wann wird die Halle geräumt?

Weitere Diskussionspunkte waren die Zahl der Autostellplätze auf dem Gelände der Unterkunft sowie eine mögliche Verzahnung des bei den Systembauten zu schaffenden Kinderspielbereichs mit dem vorhandenen Spielplatz auf dem Nachbargrundstück. Axel Wolf bezeichnete drei bis vier Parkplätze als ausreichend, musste sich aber von Freundeskreisvertreterinnen raten lassen, allein für die notwendigen Anfahrten Ehrenamtlicher – oft mit Kofferräumen voller Hilfsgüter – größere Kapazitäten zu schaffen. Und eine Spielplatzmitnutzung durch Flüchtlingskinder in Begleitung ihrer Eltern sei zwar erwünscht, üblicherweise wären Asylbewerberunterkünfte aber 1,6 Meter hoch zu umzäunen, erklärte Wolf. Das stehe einer direkten Verbindung der Areale im Wege.

Spannend ist die Frage nach einer Anschlussunterbringung der Flüchtlinge. Aus heutiger Sicht könne er noch keine Alternative aufzeigen, meinte Axel Wolf. Beim Thema Wohnungsbau müsse sich die „Verwaltungsspitze noch positionieren”. Was das konkret für Flüchtlingscamps mit Containern oder Systembauten bedeutet, blieb offen. Zumal stark rückläufige Zahlen neu in Stuttgart unterzubringender Flüchtlinge die Prognose derzeit noch erschweren. Ebenso ungewiss ist zur Zeit noch die Zukunft der Hedelfinger Turn- und Versammlungshalle. Festzustehen scheint lediglich, dass die Stadt zum Schuljahresbeginn im September alle Turnhallen geräumt haben und wieder ihrem eigentlichen Zweck zur Verfügung stellen will. Zuvor seien aber die mit Flüchtlingen belegten Waldheime zu leeren und für die nahenden Waldheimferien vorzubereiten, berichtete Marco-Oliver Luz. Die Hedelfinger Halle stehe deshalb „momentan noch nicht an erster Priorität”. Es sei noch zu früh, fundiert über einen konkreten Termin für den Umzug der jetzigen Bewohner zu sprechen, meinte er, versicherte aber: „Es ist bei uns auf dem Monitor.” Insgesamt sei man bei der Stadtverwaltung nun „in ganz anderem Modus” als in der von Unterbringungsdruck und Hektik geprägten Phase im Herbst.

Betreuung „in eine Hand”!

Aus Anwohnersicht ist das Interesse an einer Belegung mit möglichst vielen Familien anzustreben – wie überall, wo neue Unterkünfte gebaut werden sollen. Eine unmittelbare Nachbarin zeigte sich mit den Informationen des Abends zufrieden. Dazu dürften entscheidend auch die Berichte der örtlichen Freundeskreissprecherinnen Johanna Schnaithmann und Inna Zondler beigetragen haben, die offen über ihre ehrenamtliche Arbeit für die Geflüchteten in Hedelfingen und Rohracker sprachen. Auch an der Amstetter Straße wird sich wieder ein Betätigungsfeld für Freiwillige ergeben. Für den Start bat Inna Zondler die städtischen Vertreter ganz eindringlich um eine frühzeitige Abstimmung mit dem Freundeskreis: „Bitte keine Hau-Ruck-Aktion wie bei der Turnhalle!” Außerdem plädierte die Ehrenamtliche dafür, die Hausleitung künftig in die Hände der Sozialbetreuer zu legen. Marco-Oliver Luz konnte hierzu zwar noch keine Zusagen geben, machte aber aus seiner Meinung kein Geheminis: Bei einer solchen Unterkunftsgröße sollten Betreuung und Hausleitung „in einer Hand” sein. Bislang stellt die Stadt den Sozialbetreuern für die Hausleitung die Privatfirma Campanet GmbH zu Seite, was zunehmend zu Kritik und Konflikten führt.

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