Rundgeschaut 12.10.2016

Parallelgesellschaften

Eine Gesellschaft war noch nie eine homogene Gruppe. Jeder Mensch ist eben ein Individuum. Selbst Zwillinge sind Individuen – eben zwei. Allerdings gibt es in einer Gesellschaft mehr oder weniger große Gruppen von Menschen, die sich in Bezug auf bestimmte Kriterien mehr oder weniger ähnlich sind. Häufig werden sie als Mehrheiten oder Minderheiten bezeichnet. Je nachdem, ob sie mehr oder minder umfangreich sind. Mitunter gibt es auch Überschneidungen. Der Mengenlehre verdanken wir den Begriff der Schnittmenge, die ein Sammelbecken für diejenigen ist, die keiner einzigen Gruppe allein angehören, sondern mindestens zwei Kennzeichen in sich vereinen. Mit zunehmender Individualisierung innerhalb der Gesellschaft reichen derartige Unterscheidungen aber nicht mehr aus. So entstanden immer mehr so genannte Randgruppen. Was wohl zu bedeuten hat, dass ihre Angehörigen in der Mitte nichts zu suchen haben. Wobei doch – zumindest in der Politik – gerade die Mitte als besonders erstrebenswert gilt. Klar: Um sie dreht sich alles. Selbst die Randgruppe, wenn auch ganz außen. Doch jetzt gibt es zunehmend Menschen, für die selbst am Rande der Gesellschaft kein Platz mehr zu sein scheint. Sie werden als Parallelgesellschaften bezeichnet. Und befinden sich damit ja wohl außerhalb der eigentlichen Gesellschaft. Entstehen immer mehr Parallelgesellschaften, wird es irgendwann nur mehr ein Nebeneinander und kein Miteinander mehr geben. Trösten mag da vielleicht der geometrische Grundsatz, dass sich Parallelen im Unendlichen treffen. Nur wann?