Rundgeschaut 13.7.2016

Einbürgerungsdoping

Bei der Leichtathletikeuropameisterschaft in Amsterdam gehörten einige Sportler im Leibchen mit der Aufschrift Türkiye zu den Besten. Und zwar in Disziplinen, in denen die Türken bislang kaum eine Rolle gespielt haben. Getürkt wird aber nicht etwa mit einem neuen Dopingmittel. Nein, dahinter steckt eine neue Art des Blutdopings: Türke werden, ohne türkisches Blut in den Adern zu haben. Einer besonderen Form der Zuwanderung zu verdanken: Die Türkei bürgert gute Sportler, die in ihren Heimatländern für die ganz große Karriere nicht gut genug sind, ein – und lässt sie unter dem Zeichen des Halbmonds anderen davoneilen. Ob die Neutürken schon mal in ihrer jetzigen Sportheimat waren, geschweige denn die dort gebräuchliche Sprache auch nur ansatzweise verstehen können? Egal. Macht das Beispiel Schule, wird man irgendwann fragen: Wen interessiert es angesichts solchen Einbürgerungsdopings dann noch, wer in welchem Trikot steckt? Eines vielleicht gar nicht mehr so fernen Tages werden dann vermeintliche Nationalmannschaften voller Legionäre an den Start gehen – wie man es aus dem Profivereinsfußball längst gewohnt ist. Ob der rennende Kenianer dann Neu-, Übergangs- oder Ex-Türke ist und wie das getürkt wurde, wen interessiert das? Eine Frage zum Davonlaufen.