Rundgeschaut 2.11.2016

Gemeinwohl bilanziert

„Vier städtische Unternehmen gehen mit gutem Beispiel voran”, lesen wir in einer Pressemitteilung der Landeshauptstadt. „Die Betriebe leben&wohnen, Hafen Stuttgart GmbH, Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) und der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Stuttgart (SES) durchlaufen unter Federführung der städtischen Wirtschaftsförderung bis Ende 2017 den Prozess der Gemeinwohlbilanzierung.” Auch wenn es wohl ein wenig gemein sein mag, bilanzieren wir, dass hier doch wohl Selbstverständlichkeiten auf den Prüfstand gestellt werden. Oder hätte jemand gedacht, dass es nicht Zweck eines kommunalen Betriebs ist, Aufgaben zu übernehmen, die dem Gemeinwohl dienen? Ist von einem Betreiber von Seniorenwohnheimen nicht zu erwarten, dass er seinen Bewohnern „ein selbstbestimmtes Leben in Menschlichkeit und Würde” ermöglicht? Dass eine Hafengesellschaft nicht den Güterverkehr „von der Straße auf die Wasserstraßen und das Schienennetz verlagern und dadurch den Umwelt- und Klimaschutz nachhaltig fördern” möchte? Ist es sprachlich ein Griff ins Klo, die „Ableitung und Reinigung von Abwasser” nicht als Kernaufgabe eines Stadtentwässerungsbetriebes zu sehen, sondern als „Schutz der Umwelt und die Sicherung einer urbanen Lebensqualität” zu verklausulieren? Und ist die Aufgabe eines kommunalen Wohnungsbauunternehmens nicht schon immer gewesen, für Sozialwohnungen als „preisgünstigen und lebenswerten Wohnraum für heutige und zukünftige Generationen” zu sorgen? In einem Jahr werden wir es wissen. Bis dahin soll der Beitrag der vier „Pionierunternehmen” in Zeilen und Spalten einer „Gemeinwohl-Matrix” abzulesen sein.