Rundgeschaut 22.6.2016

Gefühl und Statistik

Am vorigen Mittwoch ließ sich der Sillenbucher Bezirksbeirat mal wieder die Jahresstatistik der zuständigen Polizei präsentieren. Das Gesamtergebnis lautete wie immer: Hier lebt man ziemlich sicher. Abgesehen davon, dass Statistiken, die ein halbes bis eineinhalb Jahre zurückblicken, für die Gegenwart nur bedingt erkenntnisreich sind, spiegeln Polizeistatistiken nicht unbedingt Zeitpunkt und Ort des Geschehens, sondern oft den der Entdeckung wider. So hängt die Zahl der erfassten Ladendiebstähle davon ab, was Detektive entdeckt und Ladenbesitzer zur Anzeige gebracht haben. Und es kann sein, dass ein Dealer mit vollen Taschen an einer Haltestelle festgenommen wird, an der er nie Drogen verkauft hat. Dass ausgerechnet das spektakulärste Delikt des vergangenen Jahres, ein Doppelmord in Riedenberg, in der Polizeistatistik für 2015 gar nicht erfasst war, mag – statistsich betrachtet – als ein Fehler zu betrachten sein. Für das Sicherheitsgefühl der hier Lebenden spielt das Kapitalverbrechen aber wohl ohnehin keine Rolle, da die Tat einen ganz persönlichen Grund hatte. Hingegen stimmt die statistische Erkenntnis aus dem Jahr 2015, dass Einbrüche hier kein besonderes Problem darstellen, mit dem Gefühl aus der Jahresmitte 2016 nicht unbedingt überein. Gerade in den vergangenen Wochen häuften sich Berichte über nächtliche und Wochenend-Einbrüche in Geschäfte, Schulen, Kindergärten und Gewerbebetriebe. Zahlenmäßige Sicherheit trifft immer mehr auf gefühlte Unsicherheit.