Wildernde Hunde reißen Rehe – Jagdpächter schlagen Alarm

Stuttgart-Wangen … Am 21. Juni tagte in Wangen wieder einmal der so genannte Sicherheitsbeirat. Faktisch der Bezirksbeirat, aber mit speziell auf Themen der Sicherheit ausgelegter Tagesordnung. Jochen Scheiffele (Untertürkheim) und Bernd Reinle (Hedelfingen) sind die unter anderem für Wangen zuständigen Jagdpächter und erstatteten Bericht. Ihre größte Sorge: wildernde Hunde.

Sie betreuen gemeinsam ein 912 Hektar großes Revier, das sich entlang der B 10 vom Gaskessel bis zur Deponie Einöd in Hedelfingen erstreckt. Gepachtet haben sie das Revier – so ist das in Stuttgart geregelt – von der Stadt. 356 Hektar ihres Reviers sind bejagbar, 20 Hektar am Steinprügel in Hedelfingen sind reines Waldgebiet, 336 Hektar machen Gartengrundstücke aus.

Problem am anderen Ende der Leine

Die Jäger jagen nach einer mit der Stadt getroffenen Vereinbarung vor allem Rehe und Füchse. Acht Rehe pro „Jagdjahr” (1. April bis 30. März) müssen danach geschossen werden. Die Fuchspopulation hat in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen, es werden noch etwa 30 Tiere pro Jahr erlegt, vor einigen Jahren waren es noch doppelt so viele. Feldhasen, Dachse und Marder würden nicht geschossen, berichteten die beiden Jäger. Sie sehen allerdings vermehrt Probleme mit Waschbären, die massiven Wildschaden verursachen. Wildschweine gebe es in ihrem Revier nicht, berichteten Scheiffele und Reinle auf Nachfrage aus dem Sicherheitsbeirat.

Sorgen bereitet den beiden Jagdpächtern aber die stark zunehmende Zahl von Rehen, die von frei laufenden Hunden bis zum Tod gehetzt und brutal verletzt werden. Dabei machten die beiden Jäger den Hunden keinen Vorwurf, ihr Verhalten sei natürlich. Aber vielen Hundebesitzern – so ihre Sorge – sei vielleicht gar nicht bewusst, welche Tierquälerei sie indirekt dadurch verursachten. Allein vom 1. Mai bis 20. Juni seien sieben Rehe an der Wangener Höhe durch Hunde gewildert worden, berichteten Jochen Scheiffele und Bernd Reinle sehr anschaulich und anhand schockierender Bilder (siehe Foto: Scheiffele). Sie haben deshalb den einen großen Wunsch: dass Hunde an der Leine geführt werden. Entsprechende Schilder entlang der Wandelwege könnten dies unterstützen, meinten sie, gaben sich aber keiner Illusion hin. Viele Hundebesitzer hielten sich einfach nicht daran: Das Problem sei nicht der Hund, das Problem befinde sich meistens am anderen Ende der Leine.

Sofort die Polizei rufen!

So bleibt den Jagdpächtern, denen die zunehmende Wilderei durch Hunde an die Nieren geht, nur die Hoffnung, dass Appelle – wie jetzt im Wangener Sicherheitsbeirat – sowie eine vermehrte Öffentlichkeitsarbeit doch noch zu mehr Einsicht bei den Hundebesitzern führen. Und wenn doch etwas passiert, was sollen die Bürger dann tun? Auf jeden Fall die Polizei rufen, rieten die Jagdpächter. Die Ordnungshüter könnten dann sofort tätig werden. Mit viel Glück kann dann das eine oder andere Reh vielleicht noch gerettet werden.

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