Zwischenbilanz am Zwischenangriff

Ein halbes Jahr nach der Tunneltaufe beim Stuttgart 21-Zwischenangriff an der Ulmer Straße in Wangen war der 33 Meter tiefe Schacht fertig. Inzwischen wird horizontal gearbeitet. Nach einem 90 Meter langen Verbindungsstollen wird die Tunnelzuführung nach Ober- und Untertürkheim gebaut. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Inzwischen haben die Bauverantwortlichen erste Erfahrungen mit dem Wangener Untergrund und dem Bauablauf gesammelt. Hierüber sowie über die nächsten Schritte berichtete am 21. Juli Projektabschnittsleiter Matthias Breidenstein (Deutsche Bahn) den Wangener Bezirksbeiräten (Die Präsentation steht auch im Internet zur Verfügung). Der Bürgersaal in der Kelter, in dem jetzt immer die Bezirksbeiratssitzungen stattfinden, war gut gefüllt. Das Bürgerinteresse an der Großbaustelle ist groß, auch einige Stuttgart 21-Gegner waren gekommen.

Bald wird’s „rummsen”

Sorgenvolle Mienen und Nachfragen rief Breidensteins Bericht über „eindringendes Wasser” hervor. Die Arbeiten am Vortrieb würden dadurch beeinträchtigt, räumte der Projektverantwortliche ein. Die Bauarbeiter hätten teilweise mit der dreifachen Menge des planfestgestellten Wasservolumens zu kämpfen, berichtete er. Genauere Angaben waren ihm aber nicht zu entlocken.

Vergleichsweise ruhig blieben Bezirksbeiräte und Bürger bei der Ankündigung von Sprengungen in nächster Zeit. Wo Bagger- und Fräsarbeiten nicht weiterführten, müsse gesprengt werden. Unterirdisch natürlich. Breidenstein beruhigte die Anwohner: Bevor es „rummsen” werde, bekämen die Wangener rechtzeitig Informationen. Über das Bezirksamt und über die Internetseite www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de sollen die Sprengtermine mit jeweils zwei Tagen Vorlauf zu erfahren sein.

„Nervtötender” Lärm

Als Belastung empfinden zahlreiche Baustellennachbarn den Lärm, den Baugeräte und -einrichtungen verursachen. In mehreren Wortmeldungen wurde deutlich, dass nicht allein die Lautstärke als störend empfunden wird, insbesondere nachts. Vor allem rhythmische Klopfgeräusche oder Warnpiepser wurden als „nervtötend” angeprangert. Dass alle vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten werden, beruhigt die Kritiker nicht. Sie werden sich aber wohl damit abfinden müssen.

Ein Reizthema von Anfang an sind die LKW-Fahrten durch Wangen. Der ausgebrochene Schotter wird über die Ulmer Straße abgefahren, die Lastwagen bewegen sich dann in Richtung Gaskessel und zur B 10. Wohin genau der Abraum gehahren wird, konnten die Bezirksbeiräte nicht ergründen. Das liege in der Verantwortung des beauftragten Fuhrunternehmers, hieß es – alles wie im Planfeststellungsverfahren vereinbart und rechtens. Dass den Wangenern vor dem Baustart versprochen wurde, die LKWs würden so gekennzeichnet, dass ein jeder sie dem Wangener Zwischenangriff zuordnen kann, ist aber wohl nirgends festgehalten worden. Und deshalb wundert es jetzt niemanden, aber ärgert viele, dass sie nicht als S 21-Bau-LKW kenntlich gemacht werden.

Langwiesenweg (noch) tabu

Ärgern tun sich aber auch die Bauverantwortlichen. Sie würden ihre Lastwagen nämlich viel lieber über den Langwiesenweg zur B 10 fahren lassen – das spart nämlich Kilometer, Zeit und Geld und würde natürlich auch die Umwelt entlasten. Doch das dürfen sie nicht. Grund: Dieser Weg ist nicht planfestgestellt worden, weil es die B 10-Anbindung über den Langwiesenweg zum Genehmigunsgzeitpunkt noch nicht gab – daher die Gaskessel-Route. Doch jetzt stellen sich angeblich zwei Anwohner am Langwiesenweg quer. Ob die Bahn versuchen wird, über das Einsenbahnbundesamt Druck auszuüben, blieb offen. • Foto: www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de (Arnim Kilgus).