Altes Haus – Wo Kinderherzen höher schlagen

Stuttgart-Hedelfingen … E-Roller, Tablets für Kinder, das topaktuelle Smartphone samt digitalen Games werden in knapp drei Wochen bei einigen Familien mit Kindern unterm Weihnachtsbaum liegen – doch worüber freuten sich Kinder früher? Die neu eröffnete Ausstellung im Alten Haus entführt die Besucher in die Zeit des 20. Jahrhunderts. Erster Ausstellungstag ist morgen, Sonntag, 10. Dezember 2023 (14-17 Uhr: Altes Haus, Heumadener Straße 2).

Gastbeitrag von Mathias Kuhn

Vor 73 Jahren erfüllte die Mutter von Albert und Siegbert Bettinger ihren Zwillingsbuben einen Herzenswunsch. Die Söhne bekamen an Heiligabend 1950 eine Lokomotive mit Gleisen geschenkt. Die Mutter stellte dafür eigene Belange hintenan. Im Jahr danach lagen dann zwei passende Waggons auf dem Gabentisch. Der Eisenbahnzug war komplett. Er ratterte fortan jedes Weihnachtsfest im Kreis. Und er dreht noch immer seine Runden – momentan in der guten Stube des Alten Hauses.

Der Stolz der Bettinger-Buben ist eines der Exponate, die Kinderaugen in der Nachkriegszeit leuchten ließen: Spielsachen zum Anfassen, zum Konstruieren, Bauen oder in die Armen nehmen und Knuddeln wie die Lieblingspuppe. Die Spielzeugschätze wurden gehegt. Diese kindliche Fürsorge zeigt sich auch in dem Schaukasten mit dem gut erhaltenen Puppenwagen, mit Kleidchen und selbstgestrickten oder -gehäkelten Figuren, Teddy-Bären und Kasperles. Etliche Vitrinen hatte Waltraud Bücheler bereits vor vier Jahren auf ihre einzigartige Art zusammengestellt. Damit wollte sie sich als Ausstellungsmacherin verabschieden. Doch das Corona-Virus machte den Museumsmachern einen Strich durch die Rechnung. „Deswegen haben wir uns entschlossen, die Ausstellung nochmals zu zeigen“, erklärte Vereinsvorsitzender Michael Wießmeyer.

Neu in der Ausstellung: Lego und Blechspielzeug

Erfrischt haben er und seine Unterstützer die 2019er-Ausstellung durch drei neu gestaltete Vitrinen: Zwei hat Lego-Fan Wießmeyer für die vielfältig einsetzbaren Spielbausteine aus Dänemark reserviert. Jürgen Keilbach hat dafür seine Lego-Schatztruhe geöffnet. Ein Lego-Globus, eine Schreibmaschine und andere Gegenstände stehen fast lebensecht hinter Glas. Eine Etage tiefer präsentiert Andreas Reikowski aus Rohracker seine selbst kreierten Objekte: einen Looping, den QR-Code und vieles Erstaunliche mehr hat der über Stuttgart hinaus bekannte Lego-Artist namens „Zypper“ in der Vitrine platziert. Historische Schmuckstücke steuert Rainer Wießmeyer bei: Lego-Modelle samt Originalverpackung aus den 50er- bis 70er-Jahren.

Schräg gegenüber liegen die Preziosen von Ulrich Walddörfer. Die Vitrine mit Blechspielzeug – Autos, Maschinen, Märklin-Eisenbahnen und Baukästen – ließ die Augen manch älteren Ausstellungsbesuchers funkeln. „Der Rest ist Waltraud Bücheler pur“, sagt Wießmeyer. Die liebevoll dekorierte Puppenstube, die bis aufs letzte Detail ausstaffierten Krämerläden, der Schrank voll Kindergeschirr, die Auswahl an Kinderbüchern, die Stofftiere, selbst gebaute Fahrzeuge wie der große Lastwagen der Familie Keppeler und viele Spielsachen mehr tragen die unverwechselbare Handschrift von Waltraud Bücheler.

Zeit mitbringen für Erinnerungen und Entdeckungen!

Ein Tipp: Die Besucher sollten Zeit fürs Betrachten der Exponate, Fotos, Beschreibungen, vieler kleiner Details und Liebenswürdigkeiten mitbringen – dann wird sich auch bei ihnen das wohlige Gefühl voller Erinnerungen an die Kindheit einstellen. „Erwachsene können in Erinnerungen schwelgen, jüngere Besucher erfahren, mit was ihre Eltern oder Großeltern gespielt haben“, sagte Sylvia Unger, die stellvertretende Bezirksvorsteherin von Hedelfingen, in ihrer Rede zur Ausstellungseröffnung.

Einen Wermutstropfen konnte und wollte Wießmeyer am Ende doch nicht verschweigen. „Es ist die definitiv letzte Ausstellung, die Waltraud Bücheler konzipiert und aufgestellt hat. Die kommenden Ausstellungen werden nüchterner, das Geniale wird fehlen. Aber wir werden uns Mühe geben und uns anstrengen, damit es weitergeht“, versprach Wießmeyer. Für 2024 ist eine Lego-Ausstellung geplant. Die Ausstellung ist an den Sonntagen, 10. und 17. Dezember 2023, sowie an den vier Sonntagen im Januar, am 17. und 24. März und letztmals am 7. April 2024 geöffnet. Gruppen können auch Führungen an anderen Tagen unter der Telefonnummer 0711 50464333 vereinbaren.

Foto: Mathias Kuhn


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