Der Mai ist gekommen – die Menschen rasten aus

Der erste Mai ist Tag der Arbeit. Was sich darin äußert, dass nicht gearbeitet wird. Ein Feiertag – ein freier Tag! Er gilt als Symbol für die Arbeiterbewegung. Und stammt aus einer Zeit, als noch für den 8 Stunden-Tag gekämpft wurde. Heute dient der 1. Mai gern als Brückentag, an dem sich ohne viele Urlaubstage zu opfern Urlaub machen lässt. Einschließlich Gedanken über die Work-Life-Balance. Ein Phänomen der Neuzeit, in der Work (Arbeit) und Life (Leben) nicht mehr als zusammengehörend, sondern als Kontrahenten gewertet werden. Nicht selten mit dem Ergebnis, eine 4 Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich für angemessen und gerecht zu halten. Und dies am besten noch bei einer All inclusive-Arbeitsplatzgarantie, die einen vom Grübeln über die eigene berufliche Zukunft freihält. Außerdem ist der erste Tag im Mai der Tag nach der sogenannten Walpurgisnacht, mancherorts auch Hexennacht genannt. Friedlich-fröhliche Brauchtumsveranstaltungen wie der vor allem bei Verliebten beliebte Tanz in den Mai oder die auf die Nacht folgende Maibaumaufstellung gibt es heute zwar immer noch. Doch für Schlagzeilen sorgen zunehmend Auswüchse wie Krawalle, mutwillige Zerstörungen und gefährliche „Scherze” – mit im günstigsten Fall „nur” Sachschäden als Folge. Mit der für die Geschädigten unangenehmen Konsequenz, dass „Alles neu macht der Mai” neu definiert werden muss durch das Erteilen kostenträchtiger Reparaturaufträge. Dass allzu reichhaltiger Genuss alkoholhaltiger Getränke die Sinne benebelt und für das Fallenlassen aller Hemmungen sorgen kann, ist empirisch bewiesen. Dies dürfte aber nicht der alleinige Grund für die – gefühlt – von Jahr zu Jahr zahlreicher und heftiger werdenden Ausschreitungen sein. Der sogenannte Zeitgeist verpasst dem ersten Maitag ein Image, das so gar nicht zum Mai-Bild des alten Frühlingslieds passen will. Statt „Die Bäume schlagen aus” (was sie dank Klimawandel zunehmend schon im April tun) müsste der Zeile „Der Mai ist gekommen” heute wohl angedichtet werden: „Die Menschen rasten aus”.

Rundgeschaut[post_published] … Die WILIH-Kolumne


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