Der Weihnachtsmann hat die Nase voll

Schon wieder Stau! Es wird immer schlimmer. Im vorigen Jahr gab es hier noch zwei Fahrspuren für Schlitten. Über den Sommer haben sie eine zur Radroute umfunktioniert. Jetzt stehen die Weihnachtsmänner alle brav hintereinander in einem nicht enden wollenden Stau. Auch weil die Verkehrsplaner nicht daran gedacht haben, dass bei Tempo 40 (auch neu!) die Ampeln nicht mehr korrespondieren. Folge: Allmählich wird die ganze Stadt ein einziges „Rotlichtviertel”. Dabei warten die Menschen sehnsüchtig auf ihre Weihnachtspakete. Die Zeit wird knapp und knapper. Doch der Weihnachtsmann sitzt sich im Stau den Hintern platt. Er hat die Nase voll. Gestrichen voll. Aber da ist noch ein anderer Stressfaktor: Steht er endlich vor dem Haus, in dem noch Weihnachtsgeschenke abzugeben sind, und hat die kreuz und quer auf dem Gehweg herumstehenden E-Scooter artistisch umrundet, mehrere Pakete übereinander auf seinen müden Armen balancierend – dann ist da niemand. Es bleibt ihm nichts anderes übrig: Der Weihnachtsmann stellt die hübsch verpackten Geschenke vor dem Briefkasten ab. Und füllt die Zustellquittung halt selber aus: Zugestellt an Ablageort! Weiter geht die Hatz. Was heißt hier „Hatz”!? Stau! Aber vielleicht besser im Stau stehen, als alleine zu Hause sitzen, denkt sich der Weihnachtsmann. Denn unlängst hat er gelesen, dass Einsamkeit hohen Blutdruck fördern kann. Ungesund, ein ernst zu nehmender Risikofaktor! Als der Weihnachtsmann für seine allerletzte Zustellung ein Päckchen eines Herstellers von Blutdruckmessgeräten in der Hand hält, denkt er sich deshalb: Da ist wohl jemand einsam! Tatsächlich öffnet ihm nach dem Klingeln der Empfänger die Haustüre. Der schaut aber traurig drein, denkt der Weihnachtsmann bei sich. Als der Adressat die Packung erkennt, da sprudelt aus ihm heraus: „Ach, das Blutdruckmessgerät. Das wollte ich meinem kranken Nachbarn zu Weihnachten schenken. Doch vorgestern ist er gestorben. Wie viele Jahre haben wir den Heiligabend zusammen verbracht, gemütlich gegessen, das eine oder andere Gläschen dazu getrunken – und das zu Ende gehende Jahr Revue passieren lassen. Jetzt bin ich zu Weihnachten ganz allein.” Eingedenk des Artikels, den er gelesen hatte, macht der Weihnachtsmann spontan einen Vorschlag: „Was halten Sie davon, wenn wir beide den Heiligen Abend zusammen verbringen? Ich bin gerade fertig mit der Arbeit, und in meinem Schlitten habe ich noch einen ganzen Sack voller Lebkuchen sowie eine Flasche Glühwein. Dann setzen wir uns gemütlich zusammen, erzählen uns gegenseitig die Geschichten unseres Jahres und schnabulieren die Leckereien.” Das ist ja eine tolle Idee, dachte sich der letzte Paketempfänger dieser Weihnachtssaison, vielleicht komme ich da auf andere Gedanken. „Bitte kommen Sie herein! Ich mache uns zur Begrüßung erst mal ein Fläschchen auf!” Dann ergänzte er augenzwinkernd: „Und zwischendurch kontrollieren wir brav unseren Blutdruck. Ich habe ja nun ein Messgerät.” So verging die Zeit wie im Fluge. Stunden später schritt der Weihnachtsmann, keine Sekunde mehr an Stau und Stress denkend, glücklich und zufrieden zur Türe und verabschiedete sich: „Frohe Weihnachten – und bis zum nächsten Jahr?” – „Oh ja, bis zum nächsten Jahr, ich freue mich schon! Frohe Weihnachten!”

Rundgeschaut … Die WILIH-Kolumne


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