Jugend und Tradition – passt das zusammen?

Es ist Kirbezeit. In Wangen wurde die Kirbe am vergangenen Wochenende gefeiert. Am kommenden Wochenende ist Hedelfingen an der Reihe. In beiden Stadtteilen sind es die (etwa) 20-Jährigen, die die Kirbe ausrichten, deren ureigenes Fest die Kirbe ist. So ist es Tradition. Tradition ist auch ein Festablauf, der heute als aus der Zeit gefallen erscheinen mag. Darum war es in Wangen auch nicht ganz so einfach, nach dreijähriger Coronapause wieder einen „Jahrgang” zu finden, der einen Neustart wagt. Deswegen Respekt, dass das geklappt hat! Die „Generation Z” – zu der die heute 20-Jährigen gehören – steht nun mal nicht unbedingt im Verdacht, sich für Blasmusik, Schärpetragen, Festumzug und Walzertanzen zu begeistern. Und dass eine Kirbe kein „Event” ist, das sich nebenbei – neben was eigentlich – in einer Chatgruppe am Smartphone organisieren lässt, merkt mancher vielleicht erst, wenn er in der Realität des Mitmachens angekommen ist. Da klappt dann auch nicht alles so reibungslos, wie man sich das vielleicht gedacht hat – okay. Und an manches wird vielleicht auch gar nicht oder erst zu spät gedacht. So ist das halt mit Tradition: Es soll alles so sein wie all‘ die Jahre zuvor – nur eben heute. Da hatten die Wangener Kirbemädle und -buben sogar eine besondere Aufgabe zu stemmen. Als die letzte Kirbe „vor Corona” stattfand, waren sie nämlich gerade mal 16 oder 17 und hatten mit „Kirbe” mutmaßlich noch gar nichts am Hut. Und nun sollen sie die Tradition wiederaufleben lassen, von der die Altvorderen schwärmen. In Wangen hat das prima geklappt, für Hedelfingen darf man das auch erwarten. Und das mag auch als Indiz taugen, dass Jugend und Tradition nicht unvereinbar sein müssen. Warum auch? Schließlich sind es vor allem junge Menschen, die auf die Bewahrung der Welt pochen. Und es gibt erstaunlich viele junge Menschen, die sich für Oldtimer begeistern können, die denkmalgeschützte Häuser restaurieren mögen, die sich für den Erhalt von Gebäuden stark machen, die man vor einigen Jahren noch wie selbstverständlich abgerissen hätte, um sie durch Neubauten zu ersetzen, die für Reparaturen statt „ex und hopp” sind – und die in ihrer Freizeit die Schönheit der Natur nicht nur genießen – im Sinne von konsumieren – wollen, sondern sich aktiv und unter zum Teil erheblichem – auch körperlichem – Einsatz für deren Erhalt einzusetzen bereit sind. Und wenn sie bei allen ihren Aktivitäten fleißig Selfies machen und diese in sozialen Netzwerken posten? Das ist das Heute. Vermutlich werden wir dies in einigen Jahrzehnten auch als Tradition empfinden – wie Trauben-Auftanzen.

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