Raum für gute Vorsätze

Wer fragt, riskiert eine Antwort. Wer die Stadt Stuttgart fragt, riskiert eine Antwort, dass ihm die Lust aufs Fragen vergeht. Keine dumme Strategie, um sich Arbeit vom Halse zu halten, könnte man meinen. Aber eine dumme Strategie, wenn man damit die Bürger so frustriert, dass sie in Zukunft lieber den Mund halten. Denn: Nur wer sich kümmert, der fragt oder gibt Anregungen. Wem alles egal ist, der spart sich die Mühe.

Aber im Stuttgarter Rathaus und seinen Amtsstuben sieht man den Bürger oft als lästigen Bittsteller. Diesen Eindruck konnte man in diesem Jahr öfters gewinnen. So bekam der Hedelfinger Gewerbevereinsvorsitzende auf seine Kritik am städtischen Umgang mit dem Ehrenamt – für die er sich schon auf der Einwohnerversammlung von einem Bürgermeister abbürsten lassen musste – von einem anderen Bürgermeister eine schriftliche Mitteilung, die – gelinde gesagt – am Thema vorbeiging. Ein anderer Hedelfinger Vereins­chef – der des Waldheimvereins – bekam zu seinem mühevoll begründeten Antrag auf Versetzen eines Ortsausgangsschildes die – vorsichtig formuliert – wenig verbindliche Antwort, dass seinem Antrag nicht entsprochen werde. Und nun erhielten die Wangener Bezirksbeiräte über ihre Bezirksvorsteherin eine Antwort auf Fragen zu seit vielen Wochen herumstehenden Halteverbotsschildern, die das Papier nicht wert war, auf dem sie ausgedruckt werden musste. Alle diese Exempel haben gemeinsam, dass engagierte Bürger auf Verbesserungsmöglichkeiten aufmerksam machten – nicht im eigenen Interesse, sondern im Interesse aller Bürger der Stadt. Chance vertan! Okay, 2017 ist fast abgehakt. Fürs neue Jahr gibt’s in Bürgerfreundlichkeit aber noch viel Raum für gute Vorsätze.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 29.11.2017