Rundgeschaut 15.6.2016

Trikottausch

Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Fußballmannschaften schön der Reihe nach durchnumeriert waren und die Spieler oder deren Frauen, Mütter oder Großmütter die Trikots nach dem Spiel noch selber waschen mussten. Im Milliardenbusiness der Jetztzeit sind Trikots weniger Kleidungsstück für Sportler, sondern vielmehr ein textiles Bekenntnis zu den Idolen des Augenblicks. Deshalb ist es ganz wichtig, vor jedem großen Sportereignis den Stars neue Leibwäsche zu designen, denn deren Duplikate lassen sich vortrefflich vermarkten. Als Ausgehuniform fürs Public Viewing, als Kommunionsgeschenk fürs Enkelchen oder als Gag zum runden Geburtstag des Opas. Und überhaupt ist so ein Fußballtrikot eigentlich ein wunderbares Kleidungsstück für jede und jeden, ob er oder sie wirklich hineinpasst oder – na ja… Hauptsache, die Kasse stimmt! Die Frankfurter Allgemeine hat anlässlich der Fußballeuropameisterschaft einmal analysiert, wieviele der 85 für ein Deutschlandtrikot verlangten Euros überhaupt einen textilen Hintergrund haben. Und siehe da: Nicht mal zehn Prozent der unverbindlichen Preisempfehlung lassen sich auf Material und Herstellung zurückführen. 37,43 Euro hingegen entfallen auf den Deckungsbeitrag des Händlers. Der wird davon aber auch nicht reich, denn nach Abzug aller Aufwendungen für Raum, Personal oder Werbung bleiben bei ihm gerade noch 2,50 bis 3 Euro hängen. Zum Vergleich: 16,26 Euro gehen an Adidas, 5,10 Euro für die Lizenz an den DFB und 4,41 Euro entfallen auf Marketing und Vertrieb. Einen vergleichsweise guten Reibach macht Vater Staat: Bei jedem Trikottausch – gegen Geld – streicht der Fiskus 13,57 Euro Umsatztsteuer ein. Deutschlaaaaand, Deutschlaaaaand…!