Rundgeschaut 28.9.2016

Qual der Wahl

Es ist gar nicht so einfach, ein Staatsoberhaupt zu küren. Die Österreicher müssen ein zweites Mal an die Wahlurnen, weil ihre denkbar knapp ausgegangene Präsidentenstichwahl wegen massiver formaler Mängel bei der Auszählung von Briefwahlstimmen vom Verfassungsgericht kassiert wurde. Und jetzt gelingt nicht einmal das auf Anhieb, weil sich nicht alle Briefumschläge für die Briefwähler richtig zukleben lassen. Da bleibt einem doch die Spucke weg! Und die Amerikaner, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Die haben zwei Kandidaten, die beim Volk so unbeliebt sind, dass die Wahl zur Qual zu werden droht. Die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, kränkelt und hat ihre E-Mails nicht im Griff. Ihr Gegenkandidat von den Republikanern, Donald Trump, springt von einem Fettnapf in den nächsten und gerät nun auch noch wegen seines Umgangs mit Geld ins Fadenkreuz der Justiz. Da haben wir es doch vergleichsweise gut. Unser Bundespräsident wird von der Bundesversammlung gewählt, das Volk bleibt dabei weitestgehend Zaungast. So braucht man weder ein Vermögen für Wahlwerbung noch kräftigen Klebstoff für Kuverts und kein Porto. Aber, aufgepasst! Theoretisch haben wir zwar nicht die Qual der Wahl. Doch praktisch noch keinen aussichtsreichen Kandidaten für die Gauck-Nachfolge. Etwas Zeit bleibt uns noch – für Wahl-Qual, Pleiten, Pech und Pannen.