Rundgeschaut 6.7.2016

Einkauf am Samstag

In unserer Gesellschaft gibt es viele Randgruppen. Oft hat man sogar den Eindruck: nur Randgruppen. Aber das ist ein größeres Thema. Wer Randgruppenstudien betreiben möchte, dem sei der Einkauf am späteren Samstagvormittag in einem Supermarkt empfohlen. Nehmen wir zum Beispiel die Randgruppe der Flaschensammler. Fairerweise müsste sie noch einmal aufgeteilt werden in die Menschen, die wirklich wenig Geld haben und durch systematisches Aufsammeln und Zurückgeben von weggeworfenem Wohlstandsmüll in Form von Pfandflaschen ihr Auskommen verbessern. Und in die Gruppe der Wohlstandssammler, die ihre Garage oder ihren Balkon so lange mit leeren Pfandflaschen füllen, bis kein Durchkommen mehr ist. Das fällt merkwürdigerweise immer am Samstagmorgen auf, weshalb dann ein Großtransport aller denkbaren Flaschen und Getränkedosen in riesigen Ikea-Taschen ansteht. Manche dieser Zeitgenossen nehmen die Rückgabe ihrer Pfandflaschen im Supermarkt dann gerne zum Anlass für pädagogische Experimente: Sie überlassen die Bestückung des Leergutautomaten ihren motorisch und intellektuell ansonsten unterforderten Kindern. Wer je hinter Familie Pfand den halben Samstag am Automaten verbracht hat, weiß sprachliche Leckerbissen wie „Flaschenboden zuerst” zu schätzen. Sie sind der Grundstein für eine generationenübergreifende Performance, die geeignet ist, eine ganze Familie für den Rest des Wochenendes zu entzweien. Super Samstag – besser als jede Spielshow im Fernsehen!