Wandern ist gesund – mit Globuli und Arzt im Gepäck

Das Wandern ist des Müllers Lust. In Zeiten, in denen die meisten mit dem Namen Müller einen Drogeriemarkt, eine Molkerei oder einen Profifußballer assoziieren, ist der vorgenannte Satz wahrscheinlich erklärungsbedürftig. Wikipedia mag helfen (hier). Aber dass Wandern Lust und Laune machen kann, behauptet auch eine Presseinformation der Deutschen Homöopathie-Union, die gerade auf den Tisch kam. Empfohlen werden vor allem Wanderungen in den Bergen. „Der Blick von einem Berg aus lässt unsere Alltagsprobleme auf gesunde Weise wieder kleiner wirken”, heißt es. Der Tipp könnte auch von einem Optiker stammen. Sei‘s drum. Wandern, so lesen wir, entspannt die Atmung und lässt uns Sauerstoff tanken. Mehr noch: Lebensfreude. Das unterscheidet das Gefühl von der Tankstelle, an der man Benzin kauft. Da freut sich im Moment niemand seines Lebens, auch wenn der „Tankrabatt” so ganz allmählich ein wenig entspannend wirken mag. Als weiterer Vorzug des Wanderns wird angeführt, dass es die Gelenke fit hält. Zumindest, wenn die Gelenke noch nicht zu stark verschlissen sind. Sonst werden Wanderstöcke empfohlen. So weit, so verlockend. Aber dann geht es los. Beim Wandern droht nämlich auch einiges Ungemach: kleinere Blessuren, Blasen an den Füßen, Prellungen, Verstauchungen, Schürfwunden, Hautbrennen, stumpfe Verletzungen, Zerrungen, Muskelschmerzen, Krämpfe in Muskeln und Magen, Müdigkeit, Kreislaufbeschwerden, Übelkeit, rheumatische Beschwerden, Bauchgrummeln, Sodbrennen, Sonnenbrand, Rötungen, Spannungsgefühl, Kopfschmerzen. Wenig überraschend angesichts der Herkunft der Pressemitteilung: Homöopathische Mittel versprechen Linderung, Gel oder Globuli sollten in der Wanderapotheke nicht fehlen. Gut gemeint ist zudem der Rat: „Am besten nehmen Sie auch einige liebe Menschen als Wanderkameraden und -kameradinnen mit. Man spornt sich gegenseitig an, unterhält sich angenehm und kann sich im Fall der Fälle natürlich auch helfen.” Angesichts der obigen Liste möglicher Beschwerden sollte man am besten ein paar Ärzte der relevanten Fachrichtungen sowie einige Rettungssanitäter mit auf die Tour nehmen. Erst recht, wenn man Müller heißt. Sonst wird das Wandern nämlich ganz schnell zu Müllers Last. Schönen und beschwerdefreien (Wander-)Urlaub!

Rundgeschaut[post_published] … Die wöchentliche WILIH-Kolumne