Was soll man sagen?

Ein Merkmal unserer Mediengesellschaft ist es, dass nach einer Niederlage ganz schnell erklärt wird, warum eigentlich gar nichts schief gegangen ist. Natürlich gibt niemand gerne zu, etwas falsch gemacht zu haben. In unserer Gesellschaft schon gar nicht, denn Schuld sind ja immer alle anderen. Es gibt aber auch Fälle, in denen Erklärungen wirklich schwer fallen. Doch wer hat schon den Mut, zu sagen: Ich hab‘ keine Ahnung, woran es gelegen hat. Stattdessen versucht man sich im Schönreden, was mitunter Denkwürdiges über die Lippen kommen lässt. Besonders gut im Beschönigen von Niederlagen und Verbreiten von kaum zu widerlegendem Nichtssagenden sind Fußballtrainer und -manager. So wurde Michael Köllner nach der 7:0-Klatsche des 1. FC Nürnberg bei Borussia Dortmund mit der Einschätzung zitiert: „Es ist nichts Spektakuläres passiert.“ Was wäre denn spektakulär gewesen? Zehn Gegentore, oder zwanzig? Oder Domenico Tedesco, Trainer von Schalke 04 (nach fünf Niederlagen in fünf Bundesligaspielen): „Wir müssen spielerisch so weitermachen.“ Der Mann hat Mut! VfB-Fans können sich auch die Augen reiben angesichts von Äußerungen wie „Wir wissen genau, was wir machen“ (Trainer Tayfun Korkut nach zwei Punkten aus fünf Bundesligaspielen) oder „Wir müssen jetzt von Spiel zu Spiel schauen“ (Manager Michael Reschke). Wer nicht mehr weiß, was er sagen soll, hängt sich den neuen Opel-Slogan übers Bett: „Die Zukunft gehört allen“. Na, dann…

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 4.10.2018