Ab durch die Mitte!

Drei Landtagswahlen sind vorbei. Jetzt laufen sich die Politiker warm für die Bundestagswahl am 24. September. Und dabei wird schon erkennbar, worum es gehen wird: Wähler zu gewinnen. Aber nicht einfach so. Ziel ist offenbar, eine ergiebige Zielgruppe zu identifizieren. Hauptverdächtige in der politischen Mengenlehre sind dafür Menschen aus der „Mitte” – von was auch immer.

Das könnte darauf hindeuten, dass keine Partei mehr ein Profil hat, mit dem sie sich von ihren Konkurrenten klar abgrenzen kann. Es hat aber vielleicht auch mit der Angleichung gesellschaftlicher Schichten und wachsendem Wohlstand zu tun. Der „kleine Mann” aus Zeiten des Wirtschaftswachstums hat als Leitfigur ausgedient. Heute ist kaum noch jemand klein, außerdem bekäme jede/r Gleichstellungsbeauftragte bei dem Begriff Schnappatmung. Auch die „breite Masse” ist nicht mehr in Mode. Zu unscharf, sprachlich wenig charmant, weg damit! Und weil „links” und „rechts” nur noch Randgruppen existieren, richtig viel Stimmvieh aber in der „Mitte” zu verorten ist, erfand Gerhard Schröder die „neue Mitte”. Sie machte ihn 1998 zum Kanzler. Knapp zwanzig Jahre danach ist die „Mitte” von damals aber nicht mehr neu. Doch neue Wähler rücken nach und müssen schon deshalb gebauchpinselt werden, weil sie ja die Rente für die demnächst in den Ruhestand gehende gebrauchte Mitte erwirtschaften müssen. Und das kann eine Herkulesaufgabe werden. Wenn Politiker jetzt die „hart arbeitende Mitte” anvisieren, dann muss dies keineswegs auf Förderung hindeuten. Dahinter könnte sich auch eine (Heraus-)Forderung verstecken.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 24.5.2017