
Amphibienwanderung – Schutzzaun statt Schilderwald?
Stuttgart-Riedenberg … Jahr für Jahr wird die Eichenparkstraße in Riedenberg von der Einmündung am Feigenweg bis zur Wendeplatte beim Dattelweg während der Amphibienwanderung mit enormem Aufwand gesichert. Tempo 10 nachts, Schilder über Schilder, Gullyabsicherung mit Edelstahllochblechen, Fahrbahnmarkierung zur vorübergehenden Außerkraftsetzung der Tempo 30-Zone. Seit Wochen steht am Straßenrand auch einen Amphibienschutzzaun (Foto). Wäre das eine Alternative zum Schilderwald? Nein, sagt die Stadt Stuttgart und erklärt ihre Maßnahmen.
Immer wieder wird von Anwohnern gefragt, ob nicht das Aufstellen eines Krötenschutzzaunes entlang des Eichenhains eine ausreichend wirkungsvolle Maßnahme wäre. Genau dies ist nun entlang eines Teils der mittleren Eichenparkstraße geschehen. Allerdings wegen einer ansonsten schwer zu sichernden privaten Hausbaustelle in diesem Bereich. Dies wirft die Frage auf, ob die Stadt Stuttgart den enormen logistischen und finanziellen Aufwand während der Amphibienwanderung nicht künftig durch einen auf der gesamten Länge der betroffenen Eichenparkstraße aufzustellenden Krötenschutzzaun reduzieren mag. Er würde auch die Suche nach Ehrenamtlichen, die wandernde Kröten händisch über die Straße tragen mögen, erübrigen.
Stadt setzt gesetzliches Tötungsverbot um
In einem 800 Meter langen Abschnitt des Eichenhains lebten Erdkröte, Teich- und Bergmolche und vereinzelt Feuersalamander, bestätigt die Stadt. Um an Laichgewässer zu gelangen, müssten die Tiere die Eichenparkstraße überqueren. Seit 2010 melde der Nabu der Stadtverwaltung dort überfahrene Tiere. 2013 seien zunächst nur Amphibienhinweisschilder installiert worden. Das dort ohnehin angeordnete Tempolimit von 30 km/h habe die Tötungen aber nicht verhindern können.
„Sobald es zu vermehrten Tötungen von Amphibien durch den Straßenverkehr kommt, müssen entsprechend der artenschutzrechtlichen Vorschrift nach § 44 Abs. 1 BNatSchG (Tötungsverbot) Maßnahmen zum Schutz der Amphibien eingeleitet werden”, teilt Harald Knitter gegenüber WILIH mit. Ab 100 bis 150 Tieren seien „Maßnahmen erforderlich, um die Überlebenschance der Populationen zukünftig zu sichern”, erklärt der städtische Pressesprecher zum Hintergrund. Und weiter: „Auch ein Abstürzen in die Straßenentwässerung ist zu unterbinden. Dies wurde mit vor Jahren vom Tiefbauamt in Eigenregie entwickelten Abdeckungsblechen erreicht.”
Wieviele Tiere werden durch diese Maßnahmen gerettet? Im Rahmen der ehrenamtlich durchgeführten Amphibienschutzaktion werde eine detaillierte Jahresstatistik durchgeführt, berichtet Stadtsprecher Knitter. Die ehrenamtlichen Helfer hätten während der Amphibienwanderung mit „durchschnittlich 900 hinwandernden Tieren” zu tun. „Durch die gute und aktive ehrenamtliche Betreuung haben wir insgesamt wenig überfahrene oder verletzte Tiere zu verzeichnen”, teilt Harald Knitter mit, ohne genaue Zahlen zu nennen.
Wäre ein Schutzzaun eine realistische Alternative?
„Das kurze diesjährige Zaunstück ist eine provisorische Hilfsmaßnahme für die gegenüberliegende private Hausbaustelle”, erklärt die Stadt Stuttgart. Dabei handele es sich um eine „Wanderbarriere” und nicht um einen abschirmenden Abfangbereich.
Das wäre erheblich aufwändiger. „Für einen funktionierenden Amphibienzaun müsste auf einer Länge von 800 Metern beidseitig der Straße ein Zaun gestellt werden. Dahinter sind dann im Abstand von zirka 20 Metern Eimer bodeneben einzugraben. Auch hier ist eine tägliche Betreuung der Strecke notwendig. Alle Tiere, die über Nacht dort in die Eimer gelangen – sowohl bei der Hin- wie bei der Rückwanderung – müssen am nächsten Morgen herausgenommen und dann über die Straße gesetzt werden.” Wegen der Topographie und Bebauung entlang der Eichenparkstraße sei dies allerdings so schwierig, dass ein Zaun alleine keine Alternative darstelle.
Ließe sich durch einen Zaun der Helfereinsatz reduzieren?
Nicht wirklich, meint die Stadt. Denn: „Die Tiere müssen auch bei einem Zaun täglich händisch über die Straße getragen werden.” Entlang der Eichenparkstraße beteiligten sich jährlich 25 bis 30 hoch motivierte Personen aus der Anwohnerschaft oder auch aus der Umgebung. Der aktive Artenschutz und der Schutz der Biodiversität treibe diese Menschen an. „Für dieses ehrenamtliche Engagement sind wir als Stadtverwaltung insgesamt sehr dankbar”, betont Stadtsprecher Harald Knitter. Und: Das Ehrenamt entlastet den Steuerzahler. „Ohne diese Unterstützung müssten die Hilfsaktionen an Firmen mit zusätzlichen Kosten vergeben werden.”
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