Applaus, Applaus dem Nikolaus!

Der Nikolaus ist diesmal spät dran. Ihm ist so ziemlich alles in die Quere gekommen, was man sich vorstellen kann. Wer auf seinem Smartphone die Sendungsverfolgung aktiviert hatte, konnte Stunde für Stunde nachvollziehen, wie mühsam es voran ging: noch 17 Stationen, noch 16, eine Stunde später immer noch 15… Es war echt zäh in diesem Jahr. Erst der Streik der Schlittenführer. Alles fertig gepackt, doch der Schlitten kam nicht. Also musste rasch eine Alternative her. Um sein Umweltgewissen zu entlasten, hat sich der Nikolaus kurzfristig beim Schlittsharinganbieter seines Vertrauens einen Elektroschlitten gemietet. Nicht billig, aber eine Wahnsinnsbeschleunigung! Und so leise. Dumm nur, dass kurz drauf jede Menge Schnee fiel und die Temperaturen in den Keller gingen. Die Kälte reduzierte die Batteriekapazität deutlicher als gedacht. Deshalb musste der Nikolaus öfter als geplant eine Ladesäule ansteuern, was an sich schon zu Lasten der Auslieferungszeit geht. Aber jedes Mal stand da dann schon eine Schlange von ebenfalls elektromotorisierten Kollegen, in die er sich geduldig einreihen musste. Und die Uhr rennt unerbittlich weiter. Wie soll er bloß allen Kindern rechtzeitig die Stiefel füllen, wenn das so weitergeht? Und dann sitzen die auch noch ungeduldig daheim, weil die Erzieherinnen in den Kitas im Warnstreik sind. Oh je! Die Eltern sind dann auch so was von genervt – wenn sich jetzt auch noch der Nikolaus verspätet… Aber wenn’s mal flutscht, dann flutscht‘s. Vielleicht ist doch noch alles zu schaffen?! Oh nein: Schon folgt das nächste Hindernis. Ein Paketdienst-Transporter steht formatfüllend auf der Schlittenspur. Na super! Den Gehweg hat er gleich mit versperrt. Und in die Autoschlange lässt den Nikloaus im Berufsverkehr natürlich niemand einbiegen. Auch die Rettungsgasse ist mal wieder versperrt. Mit einem riesigen Tatü-Tata macht der Rettungswagen, der von hinten kommt, zwar laut auf sich aufmerksam, aber vergeblich. Wenn die Lebensretter schon nicht durchkommen – dann hat ein Ehrenamtlicher wie der Nikolaus erst recht keine Chance! Und all‘ den Egoisten soll ich was Leckeres in die Stiefel stopfen, fragt er sich frustriert. Doch in dem Moment fährt der Paketfahrer, der wieder mal alle online bestellten Pakete zurückgeschleppt hat, weil niemand zu Hause war, seinen Transporter von der Schlittenspur. Die Batterie des E-Schlittens zeigt immer noch 80 Prozent Kapazität, also drückt der Niklaus das Gaspedal durch – das eigentlich Strompedal heißen müsste, schießt ihm durch den Kopf – und erreicht deshalb doch gerade noch rechtzeitig die letzten immer noch vor der Türe stehenden Schuhe, um sie flugs zu füllen. Dann ist sein Schlitten endlich leer. Irgendwie klappt eben doch immer alles noch. Applaus, lieber Nikolaus! Das war knapp.

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