AWS will guter Nachbar sein – Dialog mit Neuigkeiten
Stuttgart-Wangen … Neue Besen kehren gut, sagt man. Und das passt ganz gut zum Thema des Dialogabends, der am 22. März in der Wangener Turn- und Versammlungshalle Wangen stattfand. Eingeladen hatte nämlich die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Der Stuttgarter Eigenbetrieb baut an der Gingener Straße einen neuen Betriebshof. Markus Töpfer (Foto) war mit etlichen Mitarbeitern nach Wangen gekommen, um einen aktuellen Projektbericht zu geben und Fragen von Bürgern zu beantworten. Nicht zuletzt dank einiger Neuigkeiten gelang es dem neuen AWS-Geschäftsleiter, Wogen zu glätten. Die AWS setzt auf gute Nachbarschaft.
„Sie kriegen von uns immer eine Antwort”, versprach Markus Töpfer zu Beginn des Dialogabends. Etwa 40 Wangener waren gekommen, weniger als erwartet. Der neue Geschäftsleiter des Stuttgarter Müllabfuhr- und Reinigungsbetriebs ging in seiner Einführung auf die kritischen Punkte ein, die im Vorfeld der Baugenehmigung für viel Gegenwind aus Wangen gesorgt hatten: Stadtplanung, Verkehr, Photovoltaik, Boden sowie Betriebsgerüche und -geräusche. Das Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde sei auf alle Einwendungen eingegangen, sagte Töpfer. Inzwischen ist mit dem Bau an der Gingener Straße begonnen worden. Auf der Liste von Töpfers Versprechen stehen Schallschutzwände, abgeschottete Betriebsabläufe, Tagesbetrieb in der Abfallsammlung, Zu- und Abfahrt über den Autohof, leere Abfallfahrzeuge und regelmäßige Reinigungen.
„Wir möchten ein guter Nachbar sein“
Töpfer überraschte mit der Ankündigung eines Lagers für das Sammelgut der Straßenreinigung auf dem Rhenus-Gelände im Hafen; das wird also nicht – wie befürchtet – in Wangen abgeladen werden. Außerdem kündigte der AWS-Chef an, dass der Nachtbetrieb nicht in Wangen, sondern an der Heinrich-Baumann-Straße 4 stattfinden soll. Auch das war ein Bonbon für die Wangener.
„Wir machen eine Betriebsplanung für den Normalbetrieb”, machte Markus Töpfer deutlich, dass er nicht nach Wangen gekommen war, um das Blaue vom Himmel zu versprechen. Das bedeute: Außerplanmäßige Ereignisse wie eine Pandemie oder Katastrophe müssen – zumindest vorübergehend – Berücksichtigung finden können. Die AWS setzt deshalb verstärkt auf Transparenz: Auf einer speziellen Webseite gibt das Unternehmen eine Übersicht über den Projektablauf; sie wird ständig akualisiert. Vor Ort steht zudem mit Irene Köberle den Wangenern eine direkte Ansprechpartnerin zur Verfügung (Hallo-AWS-in-Wangen@stuttgart.de). Unter dem Motto „Wir möchten ein guter Nachbar in einer guten Nachbarschaft sein” leitet sie den eigens für den Bau des Betriebshofs eingerichteten Anwohnerservice. Weitere Informationsangebote sollen folgen – auf jeden Fall weitere Dialoge. Auch einen Tag der offenen Tür während der Bauphase sagte Töpfer bereits zu.
Keine Erdgas- und Wasserstofftankstelle
Die Abfallsammlung soll in Wangen mit 170 Mitarbeitern und höchstens 40 Müllfahrzeugen betrieben werden. Eine Erdgas- und Wasserstofftankstelle werde in Wangen nicht eingerichtet, nahm Markus Töpfer den Wangenern eine weitere große Sorge. Längerfristig setze man sowieso auf Elektroantrieb. Diese Ankündigung löste verhaltene Kritik aus – die Erinnerung an den Brand im SSB-Busdepot in Gaisburg ist halt noch frisch. Töpfer bezeichnete den Brand als einen Fall, aus dem man lernen könne. Keine weiteren Fragen.
Wann startet der Betrieb und wie lange läuft er? Ab 6.30 Uhr sollen die Fahrzeuge das Betriebsgelände morgens verlassen, spätestens um 17.30 Uhr soll Betriebsschluss sein. Reichen die Parkplätze aus? Auf dem Gelände sind zwei Parkplätze mit insgesamt 43 Stellplätzen – allerdings für AWS und Tiefbauamt zusammen – vorgesehen. Das reiche aus, meinte AWS-Chef Töpfer, weil die meisten AWSler mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kämen. Das hoffen die Wangener auch.
Betriebsverkehr am Wochenende? Höchstens sechs bis acht Mal im Jahr soll es wegen Nachleerungen zu Samstagsbetrieb kommen, schätzt Markus Töpfer. Und: Zusatzschichten während der Volksfeste auf dem Wasen würden über die Betriebsstelle an der Heinrich-Baumann-Straße abgewickelt. Die Gingener Straße werde für Zu- und Abfahrten gar nicht mehr genutzt werden. Alles soll über den Autohof passieren.
Unmittelbare Nachbarschaft zur Wilhelmsschule
Als „größtes Problem” bezeichnete Maria van Kessel La Ferrara die unmittelbare Nachbarschaft des AWS-Geländes zur Wilhelmsschule. Die Wangenerin ist Nachbarin des Betriebshofes und opponiert seit Jahren an vorderster Front gegen das Bauprojekt. Sie macht sich Sorgen um die Kinder, die direkt neben einem Müllabfuhrbetrieb unterrichtet werden. „Mein Job ist es, hier zu bauen und den Betrieb zu organisieren – so, dass wir uns nicht in die Haare kriegen”, entgegnete Markus Töpfer.
Dem Wangener Ortschronisten Martin Dolde liegt die Wilhelmsschule ebenfalls am Herzen. Deshalb bat er Töpfer, die Wilhelmsschule in ihrem projektierten Zustand zu betrachten. Und nicht im Istzustand vor der geplanten Erweiterung. Dafür wünsche man sich einen kleinen Teil des Nachbargrundstücks. Dolde bat Töpfer um Unterstützung, dass dies der Wilhelmsschule zur Verfügung gestellt wird.
Risse in umliegenden Häusern
Die verschiedenen Bonbons können nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Wangener den neuen AWS-Betriesbhof nach wie vor ablehnen. Beispielsweise Barbara Weber, die für Die FrAKTION im Wangener Bezirksbeirat sitzt. Sie sagte: „Das ist nicht die beste Lösung!” Aber das ist Schnee von gestern. Auch wenn Weber meint, die Stadt Stuttgart könne ihren „Fehler” immer noch korrigieren, und auch wenn der AWS-Chef in Wangen keinen Hehl daraus machte, dass es ihm lieber gewesen wäre, die Straßenreinigung wäre in Wangen geblieben und die Müllabfuhr an der Heinrich-Baumann-Straße: Jetzt ist es eben so, der Betriebshof wird gebaut.
Und das bedeutet, dass die Nachbarn bis zur Inbetriebnahme 2024 einiges werden ertragen müssen. Mehr noch als Baulärm und Schmutz haben einige Anwohner zu befürchten, deren vier Wände möglicherweise bereits Schaden genommen haben. In einigen Häusern in der Umgebung der Baustelle zeigen sich nämlich schon Risse. Die Bewohner führen sie auf das Einbringen von Spundwänden zurück, was angeblich zu erheblichen Erschütterungen geführt hat. Es wurde berichtet, dass eine Spezialfirma im Vorfeld zahlreiche Gebäude begutachtet und Beweise gesichert hat. Den Betroffenen stellte AWS-Chef Markus Töpfer in Aussicht, mit der Auswertung zeitnah zu beginnen und nicht bis zum Projektende abzuwarten.
Am Ende des Dialogabends zeigte sich Niels Clasen ein Stück weit versöhnt. Die über Jahre vorgebrachte Kritik habe Früchte getragen, meinte der Wangener Bezirksbeirat und kritische AWS-Nachbar. Eine Handreichung im Sinne der angestrebten guten Nachbarschaft, die sich nun tagtäglich beweisen muss.
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