Besserwissend

Wer kann sich noch an die Zeit erinnern, als man – ohne sich schämen, schief angucken oder gar bestrafen lassen zu müssen – Worte wie „Studentenwerk“ in den Mund nehmen oder zu Papier bringen durfte? Ist noch gar nicht so lange her. Und war doch auch gar nicht so schlecht, diese Zeit, oder? Aber vorbei! Heute heißt es „Studierendenwerk“, damit sich kein Studierender gegenüber einer Studierenden und keine Studierende gegenüber einem Studierenden hervorhebt – und damit zum bzw. zur sich Hervorhebenden machen oder gemacht werden kann. Ein Fortschritt, wie ihn wohl nur der Homo sapiens zustandebringen kann! Wie lange haben wir darauf warten müssen – wir „Wartenden“. Aber jetzt werden die Geschlechter neutralisiert. Mehr denn je, denn in ersten Stellenanzeigen werden neben männlichen und weiblichen Sich-hoffentlich-Bewerbenden auch „d“ – wie „diverse“, das sind die sich keinem Geschlecht zugehörig Fühlenden – angesprochen. Auf die Gefahr hin, als Besserwisser pardon: Besserwissende – rüberzukommen: Als nächster, wahrscheinlich letzter Schritt auf dem Weg, ja nichts falsch zu machen, bleibt ja wohl nur noch der, Menschen immer und überall als das zu bezeichnen, was sie nie und nirgends bestreiten können: „Menschen“ zu sein. Ob dann endlich Ruhe einkehrt unter den Gleichmachenden?

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 19.9.2018