Busbeschleunigung am Lederberg: Sillenbuch stellt Ampel auf Rot

Stuttgart-Hedelfingen/Sillenbuch … Im Zusammenhang mit Plänen zur Verbesserung der Verkehrsführung zwischen dem Lederberg und Hedelfingen spielt die Busbeschleunigung eine wichtige Rolle. Der Bus 65 steht nämlich morgens oft und lange im Stau. Ein kurzer Streckenabschnitt liegt aber auf der Markung Sillenbuch. Der dortige Bezirksbeirat hat andere Sorgen.

Die Pläne, die Andreas Hemmerich ausgearbeitet hat, betreffen zum allergrößten Teil den Stadtbezirk Hedelfingen. Deshalb hatte sie der städtische Verkehrsplaner am 21. März den dortigen Bezirksbeiräten vorgestellt und ein Placet bekommen. Wesentliche Bestandteile des Vorhabens sind der endgültige Rückbau auf eine Fahrspur durch den Dürrbachkreisel, eine zusätzliche und barrierefreie Bushaltestelle beim Wildbädle, Spuren für Radfahrer – und eben eine Busbeschleunigung für die Linie 65 auf dem Weg von Heumaden nach Hedelfingen (WILIH 29.3.2017).

„Was in Hedelfingen passiert, ist mir ziemlich egal”

Dazu hat sich Hemmerich eine neue Verkehrsführung am Lederberg ausgedacht: Der Bus soll – aus der Mannsperger Straße kommend – bis vor die Haarnadelkurve, an der die Hedelfinger Filderauffahrt in die Heumadener Straße übergeht, auf einer eigenen Spur fahren können, auf der lediglich Radler ebenfalls fahren dürfen. Dafür soll die überlange Bergauf-Linksabbiegespur zur Mannspergerstraße auf etwa 50 Meter verkürzt werden. Damit der Bus zügig voran kommt, soll er am Ende seiner rund 300 Meter langen Sonderpur vor der Haarnadelkurve bei Bedarf den Autoverkehr mittels einer Ampel kurz anhalten können und vor den wartenden Autos in die Kurve einbiegen. Das – so die Berechnungen der  Verkehrsplaner – führe zu einer Fahrtzeitverkürzung. Diese Ampelanlage sowie ein Teil der zu verkürzenden Linksabbiegespur und fast die ganze geplante Bus-Rad-Spur befänden sich auf Hedelfinger Markung.

Nicht jedoch die ebenfalls vorgesehene Ampelanlage an der Einmündung der Mannspergerstraße in die Hedelfinger Filderauffahrt; sie liegt im Verwaltungsbezirk Sillenbuch. Deshalb war am 10. Mai zu dem Verkehrsprojekt auch noch der Sillenbucher Bezirksbeirat zu hören. Andreas Hemmerich stellte in der öffentlichen Sitzung des Beirats die Gesamtplanung noch einmal vor und nahm zu einem umfangreichen Fragenkatalog Stellung, den die CDU eingereicht hatte (WILIH 12.4.2017). Der Unionssprecher Philipp Kordowich wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, was er von Hemmerichs Plänen hält: gar nichts. Nach einem Zitat des Sankt-Florians-Prinzips bekannte er sich zwar zum Ziel einer Busbeschleunigung, lehnte eine Ampel an der Mannsperger Straße jedoch ab. Grund: Die Aussicht, auf der Filderauffahrt anhalten zu müssen, könne Autofahrer dazu verleiten, durch Alt-Heumaden zu fahren. Schon deswegen dürften die Hedelfinger Probleme nicht „auf die Sillenbucher Anhöhe” verlagert werden. Das sei kein guter Stil. „Nicht mit uns”, lehnte er für die Union den Sillenbuch betreffenden Teil des Projektes ab. „Was dann in Hedelfingen passiert, ist mir ziemlich egal.”

„Gefühlt ist das Hedelfingen beziehungsweise Lederberg”

Da in Sillenbuch immer streng nach Fraktionsstärke aufgerufen wird, war als Nächster Dieter Grötzinger an der Reihe. Der Grünen-Sprecher beurteilt die Situation völlig anders. „Gefühlt ist das Hedelfingen beziehungsweise Lederberg”, meinte er und beurteilte die städtischen Ideen „prinzipiell positiv”. SPD-Sprecher Urich Storz möchte zuerst mit Vertretern der SSB deren Pläne für die Linie 65 diskutieren, und dies „sehr, sehr rasch”. Sollte der Bus – was die Sillenbucher fordern – auch weiterhin über Alt-Heumaden verkehren, sehe er die geplante Ampel an der Mannsperger Straße allerdings als „durchaus sinnvoll” an, gab Storz zu erkennen. Die Vertreterin von SöS-Linke-Plus, Irene Kamm, empfindet die Bussteuerung als „sehr gute Idee”, möchte aber geprüft wissen, dass kein Schleichverkehr durch Alt-Heumaden angezogen wird. Knut Krüger (FDP) schloss sich der CDU an: „Für uns als Sillenbucher ist dieser Vorschlag nicht zielführend.” Die Freien Wähler waren in der Sitzung nicht vertreten.

Jetzt ist der Gemeinderat an der Reihe

Obwohl Andreas Hemmerich anschließend versuchte, den Besorgten die Rückstau- und Schleichverkehrsorgen zu nehmen, blieben die Fronten verhärtet. Stadträtin Ilse-Bodenhöfer-Frey (Freie Wähler) gelang immerhin noch die Kompromissformel, zunächst den Hedelfingen betreffenden Teil der Pläne förmlich „zur Kenntnis zu nehmen” – wozu man sich dann bekannte – und lediglich zum Sillenbucher Part ein Votum abzugeben. Das ergab dann die nach den Diskussionsbeiträgen zu erwartende mehrheitliche Ablehnung. Was bedeutet das jetzt für das Gesamtprojekt? Er werde die Stellungnahmen beider Bezirksbeiräte nun dem zuständigen Gemeinderatssausschuss für Umwelt und Technik (UTA) mitteilen, meinte Andreas Hemmerich am Tag nach der Sillenbucher Sitzung im Gespräch mit WILIH – Ausgang offen. Vielleicht werde dann zuerst der Hedelfinger Teil gebaut werden und der Sillenbucher Anschluss später, könne er sich vorstellen. Auf die lange Bank geschoben werden soll das Projekt jedenfalls nicht. Es soll möglichst schon am 30. Mai auf der Tagesordnung des UTA stehen. Denn: Die Mittel sind im Doppelhaushalt 2018/19 zur Vefügung zu stellen. Das Tiefbauamt hat das Vorhaben bereits auf seiner Wunschliste vermerkt. Die Beratungen beginnen im Herbst…

Die Vorgeschichte lesen Sie hier.

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