Liebe Menschen!

Ob Herrchen oder Frauchen, ob Star oder Sternchen: Gehören Sie zu den Stuttgarter*innen unter den WILIH-Lesenden, dann sind Sie ab sofort Teil des erlauchten Kreises derer, die sich künftig als „liebe Menschen” angesprochen fühlen dürfen oder sogar bei un_passender Gelegenheit tatsächlich so tituliert werden. Ob man das herrlich oder dämlich findet: Zumindest im Amtsdeutsch der Landeshauptstadt soll endgültig nicht mehr zwischen Mann und Frau unterschieden werden. Herr (m/w/d), schmeiß Hirn ‚ra! Um den Unterschied zwischen den Geschlechtern deutlich zu machen, wird sicherheitshalber in der Ansprache nun so verallgemeinert, dass man den Unterschied nicht mehr erkennt. So wird der Mensch zu dem, was er immer schon war, ist und bleiben wird. Mensch! Nur eben jetzt auch mit aller Konsequenz in der Sprache. Die wird dadurch allerdings nicht eben verständlicher, weshalb man dieses Experiment wohl zunächst auf die Amtssprache konzentriert. Denn: Die versteht ja sowieso niemand. Ein Nebeneffekt des nach allen Regeln der politischen Korrektheit durchgegenderten Behördendeutschs ist, dass es der Stadt Stuttgart mal wieder gelungen ist, sich bundesweit zum Gegenstand verwunderten Kopfschüttelns zu machen. Man denkt unweigerlich zurück an Montagsdemonstrationen gegen den Bahnhofsneubau, an den Feinstaubalarm oder an die ungeplante Rodung eines floralen Kunstwerks am Straßenrand. Wer sich am Urlaubsort als Stuttgarter*in outet, darf sich auch in diesem Jahr der fröhlichen Anteilnahme seiner lieben Mit-Menschen gewiss sein.

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