Personalengpass beim Bürgerbüro – Security hilft aus

Stuttgart-Sillenbuch, [post_published] … Vor dem Sillenbucher Bezirksrathaus bilden sich immer wieder Warteschlangen. Und regelmäßig sind Mitarbeiter eines Security-Dienstleisters vor dem Eingang zu sehen. Grund ist aber kein Sicherheitsproblem. Die Stadt bügelt damit einen Personalengpass im Bürgerbüro aus. Das kostet sie Monat für Monat rund 4.000 Euro – auf unbestimmte Zeit.

Erst Zugangskontrolle wegen Corona, heute Besuchersteuerung zur Reduzierung von Wartezeiten

Eingesetzt wurde der Sicherheitsdienst während der kritischen Phase der Coronapandemie. Er sei damals „zur Steuerung des Einlasses in den räumlich beengten Wartebereich aufgrund geltender Abstandsregelungen und damit notwendige Begrenzung der Anzahl an Wartenden im Wartebereich beauftragt” worden, berichtet Martin Thronberens. Dass er immer noch im Einsatz ist, erklärt der städtische Pressesprecher so: „Bisher wurde der Einsatz noch nicht aufgelöst, da das Besucheraufkommen bei weitem über dem von den Mitarbeitern bearbeitbaren liegt. Der Security-Mitarbeiter wird daher aktuell vorrangig zur Publikumssteuerung eingesetzt, damit sich die anwesenden Sachbearbeiter ausschließlich auf eine schnellstmögliche Bearbeitung und somit kürzere Wartezeiten für die Bürger konzentrieren können.” So könne „wenigstens noch ein eingeschränktes Leistungsangebot zur Verfügung gestellt werden”.

Aktuell seien insgesamt 36,24 Stellen der Stellen bei den Stuttgarter Bürgerbüros unbesetzt, berichtet Thronberens. Das entspreche 22 Prozent. Hinzu kämen noch Krankheits- und Urlaubsabwesende, sowie neue noch einzuarbeitende Mitarbeiter. „Die vorhandenen Mitarbeiter werden daher alle in der Fallbearbeitung eingesetzt. Würde bei dem wenig vorhandenen Personal jemand für die Besucherstromlenkung eingesetzt, würde dies in der Sachbearbeitung fehlen, was zu noch längeren Wartezeiten und Warteschlangen führen würde.”

Wie gut oder schlecht sind die Bürgerbüros im WILIH-Land besetzt – was sind die Gründe für Engpässe?

Am größten ist der Engpass in Sillenbuch. Dort seien zur Zeit 1,45 Stellen unbesetzt, teilt Martin Thronberens mit. In Hedelfingen sind es nur 0,2 Stellen. Und für die eine freie Stelle in Wangen sei bereits Ersatz gefunden, sie könne also in den nächsten Monaten neu besetzt werden. Das erklärt auch, warum vor den Bürgerbüros in Hedelfingen und Wangen keine Security im Einsatz ist.

Die Situation im Sillenbucher Bürgerbüro wurde bereits von der CDU-Fraktion im Sillenbucher Bezirksbeirat mit einem Antrag zur Juni-Sitzung als verbesserungsbedürftig problematisiert. Doch das Problem betrifft nicht nur Sillenbuch. Thronberens gibt zu: „Kaum eines der Bürgerbüros im Stadtgebiet ist aktuell voll besetzt. Es gab seit Mitte 2021 viele Abgänge (Kündigungen oder Wechsel innerhalb der Stadtverwaltung), insbesondere im ersten Halbjahr 2022.” Aktuell laufe eine Dauerausschreibung, um die freien Stellen schnellstmöglich nachbesetzen zu können.

Ansprüche, Geringschätzung, Beleidigungen – sind die „Kunden” schuld?

Aus welchen Gründen sind innerhalb des vergangenen Jahres und insbesondere seit Anfang dieses Jahres so viele Wechsel in den Bürgerbüros erfolgt? Sind die Arbeitsbedingungen so schlecht? Oder die Bezahlung? „Genannt wurden Überlastung durch Unterbesetzung und das nicht planbare Kundenaufkommen”, schreibt der Stuttgarter Pressesprecher. Darüber hinaus wirkten „das teilweise nicht erfüllbare zunehmende Anspruchsverhalten der Kundschaft und Geringschätzung bis hin zu persönlichen Beleidigungen” abschreckend.

Außerdem beklagt die Stadt Stuttgart eine starke Abwanderung in die Region. „Mitarbeitende der Stuttgarter Bürgerbüros sind im Umland begehrt. Sie sind gut ausgebildet im Melde- und Passwesen, bei Zulassungen, Führerscheinen und im Ausländerwesen”, so die Einschätzung im Stuttgarter Rathaus. Anfahrtszeit und Fahrtkosten seien weitere Faktoren, die für die „kleineren Heimatgemeinden” sprächen, meint Martin Thronberens. Zudem seien Arbeitsplätze mit ständigem Kundenkontakt generell nicht mehr beliebt. Wegen der Tätigkeit „am Kunden” gebe es wenig flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten.

Ob ein höheres Gehalt hilft? Immerhin bekommen die Mitarbeiter in den Bürgerbüros seit Juli monatlich hundert Euro mehr.

WILIH-Beiträge lassen sich abonnieren (Anmeldung auf der Startseite links), aber auch ausdrucken. Um Toner zu sparen, wird beim Ausdruck nur der Text gedruckt und das Foto unterdrückt. Wenn Sie also jemandem einen Text mitbringen wollen, der keinen Internetzugang hat, drucken Sie ihn einfach über den Button „Drucken” unter dem Beitrag aus. Und wenn Sie jemanden auf einen WILIH-Beitrag aufmerksam machen wollen, können Sie auch ein PDF erzeugen und mailen.