Pro Stunde hundert Schwarzfahrer erwischt

Wir lesen eine Polizeimeldung. In der Nacht zum vergangenen Samstag wurden an zwei Stadtbahnhaltestellen sowie an den dortigen Nachtbushaltestellen von SSB und Polizei gemeinsam Kontrollen durchgeführt. Erste Gedankenreaktion: Gute Idee, schließlich haben wir seit Beginn der Coronazeit, also inzwischen seit fast drei Jahren, in keiner Stadtbahn und in keinem Bus mehr unseren Fahrschein zeigen müssen. Dass solche Kontrollen nötig sind, lesen wir aus den folgenden Sätzen heraus. Zwischen 20.30 und 3 Uhr wurden 5.600 Personen überprüft. Wir rechnen nach: Das sind gut 860 Personen pro Stunde, geteilt durch zwei Haltestellen – 430 pro Stunde und Kontrollpunkt. Macht mehr als sieben Kontrollen pro Minute. Fleißig! Die nächste Zahl überrascht uns dann noch mehr: 650 der 5.600 Kontrollierten waren ohne gültigen Fahrausweis unterwegs – 11,6 Prozent! 650 Schwarzfahrer in sechseinhalb Stunden erwischt – hundert pro Stunde. Hoppla! Dass 170 Personen bei den Kontrollen keinen Ausweis dabei hatten, mag noch als Petitesse durchgehen. Aber: Ein Mann musste vorläufig festgenommen werden, weil er – wie es im Polizeideutsch vornehm heißt – „die Kontrollen mehrfach gestört hatte”. Bestimmt nicht nur durch dumme Bemerkungen und Grimasssenschneiden?! Einem notwendig gewordenen Platzverweis kam er nicht nach, dann verweigerte er auch noch die Angabe seiner Personalien und – auch damit noch nicht genug – beleidigte Polizisten. Bei seiner Festnahme leistete er schließlich „erheblichen Widerstand”. In der Folge wurden zwei Beamte leicht und ein Beamter schwer verletzt. Dass der Täter unter Alkoholeinfluss gestanden haben soll, kann seine Ausfälle nicht entschuldigen. Er dürfte wohl auch in nüchternem Zustand Probleme mit dem Akzeptieren von Regeln haben. Ein Wunder, dass sich in einer solchen Gesellschaft immer noch Polizeibeamte finden lassen, die für derart verpeilte Mitmenschen im wahrsten Sinne des Wortes ihren Kopf hinhalten mögen.

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