Rundgeschaut 13.1.2016

In Armlänge bütze?

Nach den Übergriffen in der Silvesternacht rät Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker Frauen, zu Fremden „eine Armlänge” Abstand zu halten. Abgesehen von grundsätzlicher Kritik an der Idee, „Prävention” den Opfern aufzugeben, kommt der Vorschlag aus dem Rathaus der Domstadt auch nicht gerade zu besten Zeit. Denn ganz Kölle liegt sich in der nächsten Zeit in den Armen. Im Karneval regiert neben Dreigestirn und allerlei Unsinn der Körperkontakt. Schon der Abstand einer Armdicke ist bei einschlägigen Veranstaltungen eher die Ausnahme als die Regel. Würden sich die Jecken tatsächlich nicht näher als „Armlänge” einander annähern, würde sich der Kölner Rosenmontagszug womöglich bis nach Düsseldorf erstrecken. Nicht auszudenken! Schließlich pflegen die Kölner und die Düsseldorfer ihre Rivalität wie ein Kulturdenkmal. Zwischen Kölsch und Alt sowie zwischen Alaaf und Helau liegen schon seit Generationen „Armlängen”. Mindestens! Die Kölnerinnen werden sich daher vermutlich an den Paragraphen aus dem „Kölsche Jrundjesetz” erinnern, der da lautet: „Et kütt, wie et kütt”. Ein Plädoyer gegen Zukunftsangst. Und den Vorschlag ihrer Rathauschefin um Armlänge von sich weisen: „Kenne mer nit, brauche mer net, fott domet!” Und wer all’ Arm lang bütze (küssen) will, stellt wahrscheinlich gleich die Universalfrage: „Wat soll dä Quatsch?”