So sehen Sieger aus – Ideen für einen Schulcampus

Stuttgart-Hedelfingen … Wer möchte da nicht noch mal Schüler sein? Was Architekturstudenten von Professor Michel Roeder an der Hochschule für Technik im vergangenen Wintersemester für einen „Schulcampus Steinenberg in Hedelfingen” entwarfen, zeigt „frischen Geist” und „sichere handwerkliche Umsetzung”. So heißt es treffend in einer vom Förderverein Schulcampus Hedelfingen herausgegebenen Broschüre. Zwölf Master-Thesis-Arbeiten wurden von einer zehnköpfigen Jury bewertet, drei von ihnen als Impulsgeber für ein Gymnasium am Steinenberg ausgewählt (Link: hier). Am Abend des 21. Juli wurden sie im Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses vorgestellt und prämiert.

Der Hedelfinger Architekt Michel Roeder ist Professor an der Fakultät für Architektur und Gestaltung der Hochschule für Technik in Stuttgart und hatte die Idee, Studenten unter Realbedingungen für einen der wohl schönsten Schulstandorte Stuttgarts ein dreizügiges Gymnasium entwerfen zu lassen. Einige Rahmenbedingungen waren für die Studienarbeiten vorgegeben, ansonsten durften die angehenden Architekten ihren Ideen freien Lauf lassen. Bewusst wurde darauf verzichtet, den geltenden Bebauungsplan einzuhalten. Aufgabe war es, ein Gymnasium mit zeitgemäßem Raumkonzept für Lernen, Verwaltung und Versorgung sowie großzügigen Bereichen für Aufenthalt und Austausch zu entwickeln und die topographischen Besonderheiten der Landschaft zu berücksichtigen. Alles zusammen soll gemeinsam mit den bestehenden Bildungseinrichtungen ein „Cluster” bilden, oder – wie es dem Förderverein vorschwebt und ihm den Namen gibt – einen „Schulcampus”.

In einer digitalen Jurysitzung am 17. Mai wurden sechs zuvor von den betreuenden Professoren Michel Roeder und Gunther Laux ausgewählte Finalisten bewertet. Einstimmig setzten die Juroren Frizzi Kellhammer, Carla Single und Stefan Tolksdorf gemeinsam auf Platz Eins. Dafür bekamen die jungen Architekten eine Anerkennungsprämie von jeweils 350 Euro. Hedelfingens Bezirksvorsteher Kai Freier überreichte stellvertretend für den gesamten Bezirksbeirat die symbolischen Schecks.

Der Entwurf von Frizzi Kellhammer greift den früheren Weinberghang auf und integriert die Höhenlinien in das oberhalb der Steinenbergschule angeordnete Ensemble aus vier miteinander verbundenen Baukörpern. Sie verwendet recyclete Mauerwerkssteine, die mit hellen Schlämmen überzogen werden. Die bestehende Grundschule mit Sporthalle und Sportplatz tastet sie nicht an.

Carla Single gibt dem Gymnasium eine Kammstruktur. Pfiffige Idee: Sie ordnet fünf Baukörper entlang der Rundung der Straße Am Steinenberg an. Diese Struktur bildet den Weg der Schüler durch ihre Gymnasiallaufbahn ab. Nach dem Start oben am Berg geht es Stufe für Stufe bergab, bis die Abiturienten unten in ihre Berufslaufbahn entlassen werden.

Bei Stefan Tolksdorf findet das Gymnasium am Platz der heutigen Sporthalle seinen Platz. Sein monolithisches Schulgebäude wächst förmlich aus dem Hügel heraus. Einschnitte und Freiräume verbinden es mit der Natur. Die Form ist vordergründig groß, aber im Detail gut ausgearbeitet und integriert sich gut in den Campus. Seine Idee greift am stärksten in den Bestand ein.

Dr. Frank Nopper bezeichnete in einem schriftlichen Grußwort Bildung und Bildungsgerechtigkeit als sein zentrales Anliegen. Stuttgarts Oberbürgermeister schreibt: „Durch die Masterarbeiten wird erstmals aufgezeigt, wie auf dem topografisch schwierigen Schulgelände Steinenberg der Neubau einer weiterführenden Schule aussehen könnte.” Andreas Hein lobte das bürgerschaftliche Engagement, das in dem Wettbewerb zum Tragen kam. Der Leiter des städtischen Schulverwaltungsamtes zeigte sich hochzufrieden mit der Qualität der studentischen Arbeit. „Sie werden in ihrer beruflichen Laufbahn noch viele Preise einheimsen”, rief Paul Wurm den drei Preisträgern zu. Der Vorstand des initiierenden Fördervereins Schulcampus Hedelfingen war so begeistert, dass er am liebsten gleich zum Richtfest eingeladen hätte. Für die drei Ausgezeichneten bedankte sich Frizzi Kellhammer. Sie beschrieb den Umgang mit der schwierigen Topographie als besondere Herausforderung.

Nach der Prämierung im Stuttgarter Rathaus (von links): Paul Wurm, Carla Single, Frizzi Kellhammer, Stefan Tolksdorf, Andreas Hein, Michel Roeder und Kai Freier.

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