Sombrero verboten – Gartenschau mit Kleiderordnung?

Von einer Gartenschau erwartet man eher eine Blütenpracht, als dass sie seltsame Blüten treibt. Den Machern der Bundesgartenschau (Buga) in Mannheim ist aber, kaum, dass die Schau eröffnet ist, ein – nennen wir es mal – „Diskussionsbeitrag” gelungen, der wohl eher nicht als PR-Coup gedacht war. Bundesweit geistert er nun als Sombero-Streit durch die Gazetten. Was war passiert? Einer Seniorinnen-Tanzgruppe der lokalen Arbeiterwohlfahrt (AWO) wurden für ihre sieben geplanten Bühnenauftritte auf der Buga etliche Kostüme untersagt, die sie bei ihrer musikalisch untermalten „Weltreise” tragen wollten. Insbesondere Sombreros und Kimonos verstoßen nach Ansicht der Buga-Verantwortlichen aber gegen die bei einer Blumenschau gebotene „interkulturelle Sensibilität”. Eine Lehrstunde in Sachen politischer Korrektheit für das aus allen Wolken gefallene Seniorinnenballett! Statt ihren Hut, der kein Sombrero sein darf, zu nehmen, was man den Hobbytänzerinnen nicht hätte verübeln können, ließen sich die AWO-Damen auf eine Schlichtungsrunde mit den selbsternannten Buga-Lehrmeistern ein. Inzwischen ist der Streit angeblich beigelegt, die tanzfreudigen Seniorinnen dürfen nun sogar auf die Hauptbühne der Buga – aber nur mit Poncho statt Sombrero und ohne Perücken zum Kimono. Gipfel der Skurrilität: Die Buga-Leitung möchte nach den Darbietungen der AWO-Damen Diskussionen zum Thema anbieten (Lesetipp: hier). Statt farbenprächtigen Sonnenhut zu bewundern, soll man sich mit Moralaposteln über Sombrero-Zensur und die politisch korrekte Darstellung des anonymen Mexikaners unterhalten? Wer geht dafür auf eine Gartenschau? Spaßvögel vielleicht, die dazu einen Sombrero tragen – ganz bestimmt ein unterhaltsamer Debattenbeitrag. Darüber sinnieren, was „kulturelle Aneignung” ist, kann man aber auch daheim, ohne Eintritt zu bezahlen. Eine Gartenschau soll über Pflanzen, Garten- und Grabgestaltung, Natur und Umwelt informieren sowie die Besucher erfreuen – einen weit darüber hinausgehenden gesellschaftspolitischen Erziehungsauftrag hat sie für sich nicht zu reklamieren! Doch was droht uns jetzt womöglich noch alles? Kleiderordnungen für künftige Veranstaltungen? Warum soll ein Sombrero auf der Gartenschau verboten sein, die Lederhose und das Dirndl im Festzelt auf dem Wasen aber sogar erwünscht? Ist die bajuwarische Tracht im Schwabenland kulturell noch akzeptabel? Wohingegen die Asiatin mit dem als Souvenir im Schwarzwald erworbenen Bollenhut aber demnächst vielleicht draußen bleiben muss? Die Bundesgagaschau hat das Tor zur Welt der Zensur weit aufgestoßen.

Rundgeschaut[post_published] … Die wöchentliche WILIH-Kolumne


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