Stehende Ovationen – Beate Dietrich verabschiedet

Stuttgart-Wangen … Nach fast 15 Jahren Amtszeit hat Stuttgarts Erster Bürgermeister Fabian Mayer die Bezirksvorsteherin von Wangen, Beate Dietrich, am 25. Februar in der Wangener Kelter in den Ruhestand verabschiedet. Es war ein fröhlicher und emotionaler Abschied mit vielen Lobes- und Dankesworten. Am Ende gab es stehende Ovationen für die beliebte Rathauschefin, und fast alle hatten feuchte Augen.

„Danke, dass Ihr mir den Abschied aus dem Berufsleben – auf den ich mich so sehr gefreut habe – so schwer gemacht habt!” Mit diesen Worten begann die sichtlich gerührte scheidende Bezirksvorsteherin ihren sehr emotionalen Dank an die Festredner, ihre Familie, ihr Rathausteam, die Wangener Vereine und Einrichtungen, ihren Bezirksbeirat, die Presse und die Bürgerschaft – an alle, die sie über ihre Amtszeit begleitet und unterstützt haben.

VfB-Karten und Ruhestandsbänkle

Nun darf sie sich auf ihren Ruhestand freuen, ohne Wangen aus den Augen zu verlieren. Denn Beate Dietrich lebt mit ihrem Ehemann im Stadtbezirk. Deshalb darf sie auch „unser Dorf” sagen, wenn sie Wangen und die Wangener meint. Und das ist keineswegs despektierlich, denn das an ihrem Abschiedsabend immer wieder hervorgehobene „Miteinander” war nicht bloß beruflich ihr Credo, sie lebt es. Als Impulsgeberin wird sie geschätzt, ihr Teamgeist gilt als ansteckend und ihre Empathie öffnet Türen, wo andere nur eine Wand sehen. Dass sie auf der Suche nach der besten Lösung stets pragmatisch vorging und vor keinem noch so versteckten Winkel der Bürokratie kapitulierte, wurde bei ihrem Abschied von mehreren Seiten gelobt. Auch wenn der eine oder die andere sie dabei vielleicht irgendwann ein wenig „nervig” (Beate Dietrich über Beate Dietrich) empfunden haben mag.

Gute Nerven wird die scheidende Bezirksvorsteherin auch in ihrem Ruhestand gut gebrauchen können. Denn als Geschenk der Stadt erhielt sie von Bürgermeister Mayer neben edlen Tropfen aus dem städtischen Weingut und einem Bildband über versteckte Schönheiten Stuttgarts auch Karten für den VfB. Das ist ja momentan wahrlich nichts für schwache Nerven. Für die Spielanalyse empfiehlt sich künftig ein ruhiges Stündchen auf dem eigenen „Ruhestandsbänkle”, das ihr der Bezirksbeirat verehrte. Doch auch die Geehrte hatte Lust aufs Geben. Für ihren Vorgesetzten Fabian Mayer hatte sie ihr Diensthandy sowie ihre städtische Genehmigung zu bestimmten Ausnahmen von der Straßenverkehrsordnung mitgebracht – pünktlich zum Dienstende erfolgte vor etwa hundert amüsierten Zeugen die ordnungsgemäße Rückgabe an die Stadtverwaltung.

Für den Bezirksbeirat war von vornherein klar: nur die!

Zuvor hatte Bürgermeister Fabian Mayer auf die Karriere von Beate Dietrich zurückgeblickt, an deren Ende fast 15 erfolgreiche Jahre als Bezirksvorsteherin von Wangen standen. „Mit Beate Dietrich verabschieden wir eine sehr erfahrene Kollegin. Sie hat sich während ihrer Zeit in Wangen mit großem Engagement, eigenen Initiativen, Ideen und Impulsen für die Weiterentwicklung des gesamten Stadtbezirks, das Gemeinwesen und den Zusammenhalt im Stadtbezirk eingesetzt. Ihr gelang es auf beeindruckende Weise, Menschen aus unterschiedlichen Gruppen zusammenzubringen und zu vernetzen. Eine offene und vertrauensvolle Kommunikation war ihr dabei immer besonders wichtig“, so Bürgermeister Fabian Mayer, der sich anlässlich der Verabschiedung gerne an seinen ersten Besuch bei Beate Dietrich im Wangener Bezirksrathaus erinnerte. Ihr Büro sei wie ein Wohnzimmer, habe er sich damals gedacht.

Als 2007 die Nachfolge ihres überraschend verstorbenen Amtsvorgängers Werner Klein zu regeln war, sei man sich sofort einig gewesen, wer das Amt übernehmen soll, erzählte Marijan Laszlo für den Bezirksbeirat: „nur die!” Dass sich Beate Dietrich „im Flecken auskennt”, habe bei der Verwirklichung vieler Vorhaben ebenso geholfen wie Dietrichs ständiges Streben nach einstimmigen Beschlüssen. Doch an die Adresse der Stadt nannte er auch etliche Projekte, die bereits seit langer Zeit auf der Wunschliste stehen. Laszlo erinnerte an die längst zum geflügelten Wort gewordene Spitze, dass in Wangen eben alles 30 Jahre dauere.

Pfarrer Joachim Wolfer nahm Dietrichs Vornamen Beate – „die Gesegnete” – zum Anlass für ein großes Dankeschön der evangelischen Kirche. Beate Dietrich habe in ihrer Amtszeit „viel geschafft”. Insbesondere die Begegnungsstätte habe ihr viel zu verdanken, aber auch das Familienzentrum FiZ, die Kirchengemeinde und das Weltlädle. Für die Freiwillige Feuerwehr Wangen sprach Marcel Pfost. Auch der neue Kommandant lobte die „kurzen Wege” und die Machereigenschaften von Beate Dietrich. Und dass es für die Bezirksvorsteherin immer selbstverständlich war, durch den Bürokratiedschungel zu helfen – sowie ihre ausgeprägte Identifikation mit allen örtlichen Veranstaltungen. „Wir sind sehr unzufrieden mit Dir”, resümierte Pfost augenzwinkend – „weil Du aufhörst”. Dass Beate Dietrich immer ein offenes Ohr für die Vereine hatte und ihr die Einbeziehung benachteiligter Menschen besonders am Herzen lag, lobte im Namen örtlicher Vereine der Vorsitzende der SportKultur Stuttgart Ulrich Strobel.

Umrahmt wurde das Programm von Musikbeiträgen des Handharmonikaclubs und des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Wangen. Für die Verköstigung der Gäste beim anschließenden gemütlichen Beisammensein sorgte das Catering-Team des Wangener Jugendhauses B10 unter Mitwirkung des Wangener Rathausteams.

Aus dem Rückblick der Stadt Stuttgart auf die Amtszeit von Beate Dietrich

Beate Dietrich wurde 1957 in Oberstaufen geboren und trat 1987 in den Dienst der Landeshauptstadt Stuttgart. Zunächst war sie im Sozialamt unter anderem in der Verwaltung des Wohnheims an der Nordbahnhofstraße, in der Abteilung „Hilfen für Aussiedler, Flüchtlinge und Asylbewerber“ und als Vorsitzende des Personalrats tätig. Darauf folgte eine Zeit als Stabsmitarbeiterin der Sozialamtsleitung sowie die Tätigkeit als Projektleiterin im Sozialamt. Von 2002 bis 2004 arbeitete sie im Referat Soziales, Jugend und Gesundheit als Mitarbeiterin der damaligen Bürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch. Von Mai 2004 an war sie in der Verwaltung des Sozialamts tätig und übernahm dort ab Februar 2006 die Aufgaben der stellvertretenden Verwaltungsleiterin. Im Mai 2007 wurde sie zur Bezirksvorsteherin von Wangen gewählt und hat dieses Amt seit August 2007 ausgeübt. 

Zu den Projekten und Themen, die Beate Dietrich während ihrer Amtszeit besonders am Herzen lagen, zählen unter anderem die Sanierung der Wangener Kelter als Ort der Begegnung, des Willkommenseins, für Treffen, Diskussionen, Veranstaltungen, Gespräche und Feiern sowie die Sanierung des Kelterplatzes. Auch die Umsetzung von Tempo 30 auf der Ulmer Straße, die Sanierung und Herstellung der Barrierefreiheit des Wangener Bezirksrathauses gehören dazu. Ebenso ihr Engagement für den Wangener Berg und die Wangener Höhe sowie zuletzt der Fußverkehrs-Check 2021 in den Oberen Neckarvororten.

Deshalb war es ihr auch ein besonderes Anliegen, dass während der Sanierung der Kelter mit dem Lamm ein Interimsort für ein lebendiges Gemeinwesen zur Verfügung stand. Dass das Lamm dem Bezirk auch nach der erfolgreichen Keltersanierung überlassen wurde und der Gemeinderat nun die Sanierung des Gebäudes beschlossen hat, ist ein Gewinn für den gesamten Stadtbezirk. 

Für Beate Dietrich hatte auch die Unterstützung und Förderung des Ehrenamts stets einen sehr hohen Stellenwert. Sie nahm sich viel Zeit für den offenen und aktiven Austausch und die Zusammenarbeit mit dem Bezirksbeirat sowie den Betreuungsstadträtinnen und Betreuungsstadträten und dem Jugendrat der Oberen Neckarvororte.

Die Amtszeit von Beate Dietrich endet am 28. Februar. Ihr Nachfolger, Jakob Bubenheimer, wurde am 2. Dezember 2021 vom Gemeinderat gewählt und übernimmt das Amt zum 1. März.

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