Wieviele Millionen verdient ein Woltemade?

Über Geld redet man nicht. Eine urdeutsche Grundregel, die zumindest in den ersten Jahrzehnten nach dem „Wirtschaftswunder” hierzulande noch eisern eingehalten wurde. Auch wenn der Nachbar plötzlich seinen uralten Käfer gegen einen Opel Rekord oder gar Admiral eingetauscht hatte, oder – noch spektakulärer – gegen eine Limousine oder ein Coupé schwäbischer Machart: Über mögliche Sprünge auf dem Gehaltskonto wurde höchstens hinter vorgehaltener Hand spekuliert. Zu fragen traute sich damals kaum jemand. Zumal es aller Wahrscheinlichkeit nach keine ehrliche Antwort gegeben hätte. Heute ist das anders. Dank Internet kann man schnell mal recherchieren, wer wieviel verdient. Auf die Girokonten von Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher lässt sich natürlich nicht so einfach schauen, aber die Gehaltszettel prominenter Mitmenschen gelten inzwischen als allgemein verfügbar. Wer Wirtschaftsnachrichten liest, findet immer wieder Hinweise auf Jahresgehälter von Vorständen DAX-notierter Konzerne. Die Spitzenverdiener sollen danach inzwischen Jahresgehälter von gut zehn Millionen Euro erhalten. Brutto natürlich, da freut sich auch der Fiskus. Ist das nun viel, angemessen, gerecht? Darüber ließe sich trefflich streiten. Interessant ist, dass manche Fußballprofis über solch ein Salär nur müde lächeln können. Was Manager börsennotierter Unternehmen im Schnitt pro Jahr bekommen, kassiert Cristiano Ronaldo in einer Woche. Nun könnte man sagen: Der schießt auch mehr Tore. Sein Erfolg ist also einfach zu messen. Bei Chefs von Aktiengesellschaften ist das weitaus schwieriger. Sie legen nur einmal jährlich eine Bilanz vor, veröffentlichen zwar auch zwischendurch Geschäftsberichte und publizieren Gewinnaussichten – für viele Mitmenschen ist das aber alles schwierig zu durchschauen. Man sieht sie auch nicht so oft im Fernsehen, und es gibt auch keine Trikots mit ihrem Namen drauf zu kaufen. Zudem sind die Wirtschaftsteile von Zeitungen in der Regel viel weniger unterhaltsam als die Sportnachrichten. Während wir im aktuellen Sommerloch nahezu täglich neue Wasserstandsmeldungen zum Woltemade-Deal zu lesen bekommen, findet sich manch eine wirklich wichtige Unternehmensnachricht nur unter ferner liefen. Auch wenn es bei letzterer vielleicht um tausende von Arbeitsplätzen geht, die auf dem Spiel stehen. Arbeitsplätze von Menschen, die nicht im Traum daran denken würden, ein Gehaltsangebot von 2,5 Millionen Euro pro Jahr abzulehnen – weil die Konkurrenz Medienberichten zufolge das Drei- bis Vierfache bietet. Womit Herr Woltemade ruckartig dem Kreis der Spitzenverdiener der deutschen Wirtschaft auf die Pelle rücken würde. Mit 23. So jung ist übrigens aktuell keiner der Topmanager. Unser Bundeskanzler ist gar dreimal so alt und verdient angeblich einschließlich diverser Zuschläge „nur” um die 360.000 bis 375.000 Euro im Jahr. Als Friedrich Merz 23 war, da war das noch eine riesige Stange Geld – zumal in der guten alten D-Mark gerechnet. Damals, als man mit einem Opel Admiral im Neubaugebiet noch der King war. Wie sich die Zeiten ändern…

Rundgeschaut … Die WILIH-Kolumne


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