Wangen bekommt Pilotfriedhof für Rasengräber

Die Stadt Stuttgart möchte möglichst rasch auch Baum- und Rasengräber auf ihren Friedhöfen anbieten. Der Gemeinderat hat mit einem entsprechenden Beschluss auf den immer größer werdenden Wunsch nach pflegearmen und -freien Grabstätten reagiert. Wangen soll einen von vier Pilotfriedhöfen für Rasengräber bekommen.

Mit einem einstimmigen Votum reagierte der Wangener Bezirksbeirat am 21. Juli positiv auf den städtischen Vorschlag. Allerdings beantragte das Stadtbezirksparlament zusätzlich und ebenso einstimmig die Einrichtung von Baumgräbern. Martin Kerlen vom Friedhofsamt machte den Kommunalpolitikern Hoffnungen: „Ja, das ginge hier!” Keineswegs zu den Akten legen möchten die Wangener aber ihren langjährigen Wunsch nach einem Kolumbarium. Mehrheitlich bekräftigten sie daher in einem weiteren Antrag die Idee einer zweigeschossigen Urnenwand als Ersatz für eine Stützmauer auf ihrem bergigen Friedhof.

Start im Oktober geplant

Auf seinem Pilotfriedhof kann Wangen voraussichtlich ab Oktober 54 Rasengräber für je vier Urnen anbieten. Die seit vier Jahren gesperrte Abteilung 24 biete sich dafür geradezu an, meinte Martin Kerlen bei seiner Präsentation in der öffentlichen Bezirksbeiratssitzung am 21. Juli. Weitere Pilotfriedhöfe sid in Botnang, Feuerbach und Untertürkheim vorgesehen. Einige Wochen benötige man im Friedhofsamt noch für die Entwicklung einer Steck- bzw. Klemmverbindung zur Fixierung der ebenerdig in den Rasen einzubringenden Grabplatte, dann könne man mit dem neuen Angebot starten. Es handele sich um eine Eigenentwicklung der Stadt, weil man Betonfundamente vermeiden wolle. Die Gebühr für ein solches Urnengrab „in Sonderlage“ belaufe sich derzeit auf 2.280 Euro – für 20 Jahre und vier Urnen. Ein normales Urnenwahlgrab koste 1.740 Euro, erklärte Kerlen. Warum das einfachere Grab das Teurere ist, konnten die Beiräte nicht verstehen.

Das hängt doch wohl nicht mit dem Trend zu anonymen Bestattungsformen und leichter zu pflegenden Ruhestätten zusammen? Denn: Das „Kaufverhalten“ hat sich nach den Zahlen, die Martin Kerlen präsentierte, in letzter Zeit erheblich geändert. Zwei Drittel aller Bestattungen seien heute Feuerbestattungen, berichtete er. Innerhalb von gut 50 Jahren eine glatte Trend­umkehr – 1961 war es noch genau anders herum. Interessant auch: Im Jahre 2012 wurden in Stuttgart 3.300 Gräber zurückgegeben, nur 2.200 neu vergeben. Allerdings rechnet man bei der Stadt mit einer Korrektur, wenn die geburtenstarken Jahrgänge aus den Sechziger Jahren versterben.

Foto: Stadt Stuttgart.