Warum stehen im Eichenhain Zäune?

Stuttgart-Riedenberg … Im Eichenhain stehen wieder Zäune. Aber diesmal weiden dahinter keine Schafe. Laminierte Informationsschreiben des Regierungspräsidiums (Foto unten) erklären den Schutzzweck: In Teilbereichen wurde der geschützte Magerrasen nachgesät. Das Saatgut dafür sei vor Ort gewonnen worden, heißt es. Außerdem würden Hainbuchen nachgepflanzt, um Lücken in deren Hecke zu schließen. Wie sind die Maßnahmen in das Gesamtkonzept zur Pflege des Naturschutzgebietes eingebunden? WILIH hat beim Regierungspräsidium nachgefragt und die nachfolgende Information erhalten.

Nachsaat November 2020
Das Regierungspräsidium erklärt die Pflegemaßnahmen

Die Hainbuchenhecke umgibt den Eichenhain an der nördlichen und östlichen Seite parallel zum Ilse-Beate-Jäkel-Weg und der Eichenparkstraße. Nahezu über die gesamte Länge finden sich in unregelmäßigen Abständen überalterte Pflanzen und Lücken innerhalb der Hecke, die teilweise als wilde Zugänge zum Gebiet genutzt werden und zur Entstehung von Trampelpfaden innerhalb der wertvollen Flächen des Gebietes beigetragen haben. Die Nachpflanzungen werden in den kommenden Wochen durchgeführt und sollen bis Jahresende abgeschlossen sein.

Eine Ansaat mit in diesem Jahr im Gebiet gewonnenem Saatgut erfolgte bei der aktuellen Maßnahme in drei Teilbereichen des Gebietes auf einer Gesamtfläche von etwa 2.500 Quadratmetern. Ein Großteil macht hierbei eine im Jahre 2017 von Gehölzaufwuchs (u.a. Brombeere) freigestellte Fläche aus, die in den vergangenen Jahren durch wiederkehrende Bodenbearbeitungsmaßnahmen für eine Ansaat vorbereitet wurde. Auf Grund ihrer Lage, ihrer Ausrichtung und den örtlichen Bodenverhältnissen eignet sich diese Fläche in besonderem Maße für die Wiederherstellung des kräuter- und insektenreichen Magerrasens. In geringem Umfang wurden weiterhin teils stark geschädigte Teilflächen des Eichenhains neu eingesät, die ebenfalls auf Grund ihrer Eignung für artenreiche Vorkommen von naturschutzfachlich hoher Bedeutung für das Gebiet sind. Hierbei handelt es sich um Abschnitte von Trampelpfaden, die u.a. aus der oben beschriebenen Nutzung von Lücken in der Hainbuchenhecke als Zugang zum Gebiet resultieren. Auf Grund der Eignung und der Menge des in diesem Jahr im Gebiet gewonnenen Saatguts konnten allerdings zunächst nur Teilbereiche der relevanten Pfade eingesät werden.

Um Besucher nicht in die Irre zu führen, wurde die Zauntrasse weiträumiger geführt, sodass Wege nicht abrupt enden. Da die ausgewiesenen Wege weiterhin begehbar bleiben, können Besucher nach wie vor den Eichenhain durchqueren und erleben. Wie lange die Zäune letztlich vor Ort stehen bleiben müssen, hängt von der Entwicklung der Maßnahme ab. Die aufkeimenden Pflanzen müssen sich auf jeden Fall so weit entwickelt haben, dass ihnen ein (gelegentlicher) Tritt nicht schadet.

Insgesamt handelt es sich bei den eingesäten Flächen um Standorte mit einer besonderen Eignung für artenreichen Magerrasen, der als Lebensraumtyp 6210 – „Naturnahe Kalk-Trockenrasen” im Anhang I der europäischen FFH-Richtlinie (92/43/EWG) geführt wird und durch die Mitgliedsstaaten besonders zu schützen und zu erhalten ist.

Die angesprochenen Maßnahmen stehen im Kontext der in den vergangenen Jahren durchgeführten Pflegemaßnahmen zur Wiederherstellung der wertgebenden Magerrasenbestände im Eichenhain und sind Bestandteil der Bemühungen zur Besucherlenkung innerhalb des Gebietes. Die Gesamtkosten für die Planung und Umsetzung der verschiedenen Projektmaßnahmen belaufen sich auf etwa 30.000 Euro.

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