Was für ein Käse!

Zu den Fragen, die in diesem Jahr unbedingt zu klären sind, gehört eine, die Bundesagrarminister  – wer hätte auf Anhieb seinen Namen gewusst? – Christian Schmidt in seinem viel beachteten „Schnitzel-Interview” kurz vor dem Jahreswechsel aufgeworfen hat. Nämlich: Wann darf ein Begriff für etwas verwendet werden, auf das er streng genommen gar nicht so richtig zutrifft?

Immer im Blick: der dümmste aller anzunehmenden Deppen, der etwas missverstehen und sich in der Folge – falls man das so sagen darf – veräppelt fühlen könnte. Schmidts Angriff auf vegane Wurst oder Schnitzel dürfte aber nicht bloß ein Heer von Bürokraten in Lohn und – Achtung, Wortspiel! – Brot bringen, sondern auch dem bisherigen Sprachgebrauch die Stirn bieten. Haben wir uns bereits daran gewöhnt, zum Schutz vor Diskriminierung gar nicht Gemeinter keine Negerküsse oder Mohrenköpfe mehr zu vertilgen, gerät man spätestens jetzt beim Genuss von Zigeunersauce ins Grübeln: Nein, da wird doch nicht wirklich …, aber was schmeckt da so scharf? Ist es in einer zivilisierten Gesellschaft opportun, Hamburger zu verzehren? Könnte sich nicht vielleicht doch irgendein Verbraucher verleiten lassen, genussvoll in eine Glühbirne zu beißen? Oder kann uns so ein Käse Wurst sein?

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 11.1.2017