Weg als Erinnerung – Wer war Hans-Georg Müller?

Stuttgart-Sillenbuch, [post_published] … In Alt-Sillenbuch gibt es einen nach Hans-Georg Müller benannten Weg. Am 19. Juli wurde er offiziell eingeweiht. Vier Bezirksbeiräte und eine Handvoll Bürger wohnten der von der Stadt Stuttgart organisierten „Zeremonie” bei.

Der angekündigte Bürgermeister Fabian Mayer musste aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Sillenbuchs Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck ließ sich auch entschuldigen. So stand Andrea Schliwowski vom Haupt- und Personalamt ziemlich verloren mit Rednerpult und Lautsprecher neben einer Doppelgarage, unter deren schattenspendendem Vordach die wenigen Teilnehmer ihre Ansprache verfolgten. Anschließend enthüllte Schliwowski gemeinsam mit Jochen Kaiser, einem Neffen der Familie Müller, das Schild am Hans-Georg-Müller-Weg (Foto: privat).

Als „Intelligenzbolzen” nach Sillenbuch gekommen

Der Hans-Georg-Müller-Weg hat seinen Namen bereits seit bald zwei Jahren. Der steile Fußweg verbindet Eduard-Steinle-Straße und Oberwiesenweg miteinander. Die offizielle Einweihung des schmalen Weges war coronabedingt nicht zeitnah zur Aufstellung der Schilder möglich. Jetzt – fünf Jahre nach dem Tod des im Alter von 84 Jahren verstorbenen Ortshistorikers – ist die Wegbenennung auch öffentlich erfolgt.

Hans-Georg Müller hat sich als Lokalpolitiker und Ortshistoriker einen Namen gemacht. Dabei zog er erst 1959 mit seiner Ehefrau Gisela nach Sillenbuch, war also eigentlich ein „Reingeschmeckter“. Sein Freund und Weggefährte Ulrich Storz, langjähriger Bezirksbeirat in Sillenbuch und Initiator der Wegbenennung, erinnert sich an eine Aussage Müllers, wonach ein alter Sillenbucher mit Blick auf die Neuzugezogenen seinerzeit einmal gemeint haben soll: „Mit den Neuen sind lauter Intelligenzbolzen nach Sillenbuch gekommen.“

Eine auf Müller durchaus zutreffende Bemerkung, meint Storz. Schließlich wirkte der promovierte Germanist und Historiker als Lehrer an einem Stuttgarter Gymnasium und machte sich als Ortshistoriker durch zahlreiche Artikel, unzählige Vorträge sowie durch mehrere Bücher über die Geschichte Sillenbuchs um seinen Wohnort verdient.

Lokalpolitiker, Ortshistoriker und Autor von vier Sillenbuch-Büchern

Der „Intelligenzbolzen” Hans-Georg Müller war auch ein politischer Kopf. Von 1972 bis 1982 saß er dem SPD-Ortsverein Sillenbuch-Riedenberg vor. Von 1972 bis 1986 war er Mitglied des Sillenbucher Bezirksbeirats. Dabei lagen ihm die Wohn- und Lebensqualität in den Stadtteilen, der öffentliche Nahverkehr, bezahlbarer Wohnraum und die Eingliederung von Minderheiten besonders am Herzen. Allesamt Themen von nach wie vor hoher Aktualität.

Hans-Geog Müllers Interesse an sozial gerechtem Fortschritt war stets gepaart mit neugierigen Blicken zurück in die Geschichte. Diesem Steckenpferd haben die heutigen Bewohner von Sillenbuch, Riedenberg und Heumaden vier lesenswerte Bücher zu verdanken, die an die Entwicklung der heutigen Stadtteile Stuttgarts erinnern. Das Werk „Aus 3 Dörfern wächst 1 Stadtbezirk” machte 2001 den Anfang; es ist inzwischen vergriffen. 2007 folgte die „Lebendige Ortsgeschichte aus Heumaden, Riedenberg und Sillenbuch”; davon sind noch Reststücke für 14,50 Euro bei der Papyrus-Buchhandlung in Sillenbuch erhältlich. Der 2011 erschienen dritte Band mit dem Titel „Von selbständigen Gemeinden zum Stadtbezirk” ist ebenfalls vergriffen. Für fünf Euro bei Papyrus verfügbar ist noch der kurz vor seinem Tod erschienene vierte Band Müllers mit dem Titel „Im Wandel der Zeit”.

Der Obst- und Gartenbauverein (OGV) Sillenbuch, dem der langjährige Vorsitzende des Bürgervereins Riedenberg-Sillenbuch Hans-Georg Müller stets eng verbunden war, stellt auf einer Unterseite seiner Webseite zur Ortsgeschichte von den ersten drei Werken Müllers mehrseitige Leseproben als PDF zur Verfügung (Direkt-Link: hier).

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