Wenn sich Fuchs, Marder und Waschbär einquartieren

Stuttgart-Wangen, [post_published] … Wenn einem im Weinberg ein Fuchs über den Weg schnürt, ein Marder den Baum hochjagt oder wenn man in der Natur einem Waschbär begegnet, ist die Freude groß. Rund um Haus und Garten oder gar unterm Dach werden die „putzigen Kerlchen“ aber schnell zu Störenfrieden. Dann heißt es: was tun? Stadtjäger Christian Schwenk berichtete kürzlich in der Wangener Begegnungsstätte über Wildtiere in der Stadt.

Den eigentlichen Jagdpächtern sind im befriedeten, häuslichen Bereich die Hände gebunden. Dort dürfen sie nur mit Einzelfallgenehmigung jagen. In Baden-Württemberg übernehmen speziell ausgebildete Stadtjäger die Mission. Christian Schwenk ist Landesobmann Stadtjäger. Aktuell gibt es 143 ausgebildete Stadtjäger. In diesem Jahr haben weitere 48 Jagdscheininhaber mit der Ausbildung zum Stadtjäger begonnen.

Mit rheinischem Humor brachte der Kölner, der auf der Schwäbischen Alb wohnt, den 60 Gästen in der Wangener Begegnungsstätte das Spannungsfeld mit den in der Stadt lebenden Wildtieren näher. „Wir müssen uns zuerst fragen: Wer wohnt bei wem?“, sagte er und zeigte ein Luftbild von Wangen. Die Siedlungen breiten sich vor allem in den Städten in die Landschaft aus. Viele Tiere sind deswegen daran gewöhnt, sich mit den Menschen zu arrangieren. Schließlich finden sie bei den Zweibeinern genügend Nahrung: Katzen- oder Hundefutter auf der Terrasse, Essensreste im Mülleimer, Regenwürmer und „all you can eat“ im Komposthaufen. Mäuse nisten sich auf dem Dachboden oder in der Dämmung der Hauswand ein – sie sind ein gefundenes Fressen für Marder. In Stuttgart leben deswegen auf einem Hektar mehr Füchse und Marder als auf der gleichen Fläche auf dem Land, Waschbären breiten sich immer mehr aus. 

Wer Marder oder Waschbär als Untermieter im Dach beheimatet, hat meist keinen Spaß. „Marder haben einen anderen Lebensrhythmus. Sie rumoren nachts umher, und Waschbären sind keineswegs reinlich“, so Schwenk. Er belegte dies mit Fotos von völlig verdreckten Dachböden. Die Besucher der Begegnungsstätte schienen den unerträglichen Gestank zu riechen. Zudem übertragen die Tiere Krankheiten, und speziell der nach Westeuropa eingeschleppte Waschbär raubt fast alles leer: Vogelnester, Fischteiche, Parks und Seen, er gefährdet den Bestand heimischer Reptilien und Amphibien und macht auch vor Junghasen nicht halt. „Eine gesetzliche Regelung verbietet deshalb, dass ich einen gefangenen Waschbär wieder in die Wildbahn entlassen darf“, erklärt Schwenk.

Wenn er gerufen wird, schaut er deswegen als erstes, wie er dem ungebetenen Gast den Aufenthalt vermiesen kann: „Oft sind es Kleinigkeiten und Verhaltensänderungen bei den Menschen, die das Problem lösen. Manchmal reicht es, kein Katzen- oder Hundefutter mehr auf die Terrasse zu stellen oder Gelbe Säcke woanders zu lagern.“ Als zweite Stufe setzt er auf Vertreibung. Mitgebrachte Videos zeigten Lösungen: In einem Fall schloss er alle bis auf einen Ausgang eines Fuchsbaus unter der Veranda. Schnell wich die Fuchsfamilie in einen Nachbarbau aus. Einer jungen Waschbärfamilie „heizte“ Schwenk mit lauter Radiomusik in einem Einfamilienhaus ein. In einer Nacht-und-Nebelaktion trug die genervte Waschbärmutter daraufhin ihre Jungtiere außer Haus und die menschlichen Bewohner konnten die Schlupflöcher daraufhin schließen. Wenn alle Vertreibungsversuche jedoch fehlschlagen, hilft nur noch die Bejagung der Tiere mit Fallen. „Rund zehn Prozent meiner Aufträge münden in dieser Bejagungsart“, äußerte Schwenk. 

Dass die Wildtiere auch den Wangenern nicht nur Freude bereiten, wurde auch in der anschließenden Fragerunde klar. Zwei Hausbesitzer berichteten davon, dass ein Dachs ihren Hausgarten auf der Suche nach Regenwürmern umgegraben oder eine Toilettengrube gegraben und „sein Geschäft“ dort verrichtet habe. Auch Füchse und Marder sind in Wangen offenbar keineswegs schüchtern. „Diese Stadttiere sind an den Menschen gewöhnt. Sie lassen sich auch durch den Geruch von Menschen oder Hunden, beispielsweise durch entsprechend getränkte Stofflappen, nicht verdrängen“, sagt Schwenk. Er empfiehlt den Anruf beim Ordnungsamt der Stadt. Sie besitzen eine Liste der amtlich anerkannten Stadtjäger, die bei Wildtierproblemen weiterhelfen. Unter der Telefonnummer 0711 216-91900 ist die Funkleitzentrale des Städtischen Vollzugsdienstes erreichbar.

Quelle: Begegnungsstätte Wangen (Mathias Kuhn). Foto: Christian Schwenk.


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