Wollen wir uns endlich mal ehrlich machen?

Mal ehrlich. Aber ganz ehrlich: Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie häufig Profifußballer, wenn sie gerade ein Spiel verloren haben, in Interviews ihren Antworten hinzufügen, dass sie – „ehrlich gesagt“ – zwar irgendeinen Mist zusammengespielt haben, das aber „ehrlicherweise“ gar nicht der Plan war? „Ganz ehrlich“: So sagen sie es natürlich nicht. Wobei „Mist“ meistens wirklich „ehrlich“ wäre. Und mal ehrlich. Aber ganz ehrlich: Fragt man sich da nicht unweigerlich, welchen Wahrheitsgehalt ihre sonstigen Aussagen haben? Die nicht das Etikett der Ehrlichkeit tragen. Hmmm… Sind die vielleicht sogar ehrlicher als die als ehrlich apostrophierten? Aber mal ehrlich. Und zwar ganz ehrlich: Das ist doch  – „ehrlich gesagt“ – noch gar nichts gegen die Lieblingsfloskel insbesondere von Politikern, man solle, müsse sich „ehrlich machen“. Als Forderung formuliert! Sowie gerne sogar noch versehen mit einem „mal“ beziehungsweise „endlich“. „Mal“ ehrlich? Also: nur dieses eine Mal? Oder wenigstens: mal wieder? Hin und wieder oder immer mal wieder? Ob mit oder ohne „endlich“: Wer in jedem zweiten Satz betont, dass er den ehrlich meint, der sollte jeden Satz davor und danach besser für sich behalten. Ganz ehrlich!

Rundgeschaut[post_published] … Die wöchentliche WILIH-Kolumne