Zentrum St. Christophorus – Ort des Miteinanders
Stuttgart-Wangen … Auf dem Areal der katholischen Kirchengemeinde St. Christophorus wird ab dem nächsten Jahr gebaut. Der Caritasverband Stuttgart errichtet an der Ludwig-Blum-Straße ein Wohnhaus mit ambulant betreutem Wohnen für 18 Menschen mit mehrfacher Behinderung sowie an der Inselstraße ein vierstöckiges Gebäude mit Tiefgarage, in dem Verwaltungsräume, Neckartalwerkstätten und neun kleine Wohnungen untergebracht werden.
Bis 2024 soll für geplante 12,6 Millionen Euro das neue Zentrum St. Christophorus entstehen. Pfarrbüro und bereits geschlossener Kindergarten sowie der Gemeindesaal werden abgerissen. Die Kirche an der Salacher Straße bleibt bestehen und kann auch während der Bauarbeiten von der katholischen und der kroatischen Gemeinde genutzt werden.
Das Projekt wird seit vier Jahren in Wangen diskutiert (WILIH 29.3.2017, Seite 4: hier). Am 22. April wurde mit einem gemeinsamen Pressegespräch das Startsignal gegeben. Im vergangenen Dezember waren die Parteien beim Notar und schlossen für 99 Jahre einen Erbbaurechtsvertrag, dessen Laufzeit am Jahresbeginn 2021 startete.
Nun werden die letzten baurechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen zunächst für den Abbruch des Kindergartens an der Ludwig-Blum-Straße sowie des Gemeindezentrums getroffen. In der ersten Jahreshälfte 2022 soll es damit losgehen. Zuvor soll der Wangener Bezirksbeirat noch beteiligt und informiert werden.
Andreas Gälle gibt zu, dass die emotionale Bindung der Gemeindemitglieder an die abzubrechenden Gebäude stark sei. Doch um als Kirche zeitgemäß zu sein, müsse man sich neu orientieren. Den Caritasverband bezeichnete Gälle als „natürliche Schwester” der katholischen Kirche St. Christophorus. Und die künftigen Betreuungsangebote für Menschen mit mehrfacher Behinderung sieht der Pfarrer von St. Urban – der katholischen Gesamtkirchengemeinde der Oberen Neckarvororte – als Ausdruck tätiger Nächstenliebe.
Fred Heine bezeichnete 1,5 Millionen Euro für eine Sanierung des Gemeindesaals als „nicht tragbar” – so viel hätte die Gemeinde investieren müssen. Daher habe man eine andere Lösung gesucht und mit der Caritas gefunden. Wenn schon der Gemeindesaal aufgegeben werden müsse, dann für ein solches Projekt, zeigt sich der Vorsitzende des Kirchengemeinderats von dem Vorhaben überzeugt – wenn auch mit einer „Träne im Auge”. Mit drei Stadtbahnlinien vor der Tür und zentrumsnah liege St. Christophorus ideal für Menschen mit Behinderungen.
Raphael Graf von Deym problematisiert die Wohnungssuche in Stuttgart als für Menschen mit Benachteiligungen besonders schwieriges Thema. Der Vorstand des Stuttgarter Caritasverbandes sieht das Wangener Projekt aber nicht bloß wegen der neuen Wohnmöglichkeiten in bewusst klein gehaltenen und damit mietgünstigen Einheiten als zukunftsträchtig. Menschen mit Handicaps attraktive Beschäftigungs- und Betreuungsangebote zu unterbreiten, sei ein weiteres wichtiges Ziel des neuen Zentrums.
Stefan Frommberger sieht Wangen als „glücklichen Umstand”. Mit guter Infrastruktur in der Nähe biete der Standort Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit, „so normal wie möglich zu wohnen”. St. Christophorus ermögliche kurze Wege zwischen den „zwei Welten” Wohnen und Arbeiten. Das sei ebenso wichtig wie die Möglichkeit, mit individueller Betreuung auf die Bedürfnisse der dort Wohnenden einzugehen, freut sich der Leiter der Behindertenhilfe beim Stuttgarter Caritasverband auf das neue Zentrum.
Planskizzen: Caritasverband Stuttgart
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