Bürgerforum in Wangen: Eindrücke, Bilder, Ergebnisse

Stuttgart-Wangen … Zu einem Bürgerforum trafen sich am Nachmittag des 18. April rund hundert Bürger in der Wangener Kelter, um mit Vertretern ortsansässiger und örtlich zuständiger Organisationen sowie untereinander über Nachbarschaft zu sprechen. Die meisten Teilnehmer sind aber bereits vernetzt, nur wenige noch nicht engagierte Bürger fanden den Weg in die Kelter.

Grundlage für die Themenauswahl war eine im Vorfeld bei allen Haushalten in Wangen durchgeführte Umfrage, die mit einem Rücklauf von fünf Prozent zu einem sehr zufriedenstellenden Ergebnis geführt hatte, wie Bezirksvorsteherin Beate Dietrich in ihrer Eröffnungsansprache betonte. Dennoch oder vielleicht auch deswegen hielt sich die Teilnahme beim Forum am Samstagnachmittag in Grenzen. So werden es in erster Linie Themen aus der Umfrage sein, die via Bezirksbeirat weiterverfolgt werden. Das Bürgerforum selbst erbrachte kein Ergebnis, das sich konkret fassen lässt. Was für Bezirkschefin Dietrich ein klares Signal ist, solche Bürgerforen nicht mehr zu initiieren. Zumindest dann nicht, wenn es keine ganz konkreten Themen zu besprechen gibt.

Zahlreiche Ansprechpartner

Das vierte Bürgertreffen dieser  Art in Wangen sparte auch konfliktbeladene Themen wie den S21-Zwischenangriff an der Ulmer Straße und die bevorstehende Umwandlung des Hotel-Gasthauses Rössle in ein Sozialhotel für Wohnsitzlose nicht aus. Im Mittelpunkt standen aber die Bürger selbst, die miteinander und nicht übereinander reden sollten, gab Beate Dietrich kurz nach 15 Uhr den Startschuss für eine etwa zweistündige Diskussion.

Mit Ständen vertreten waren in der Kelter die Wohnbaugesellschaft SWSG, der städtische Bürgerservice Leben im Alter, die Abteilung Bildungspartnerschaft und das städtische Elternseminar, Vertreter der städtischen Kindertagesstätten an der Geislinger und Ebersbacher Straße, das Jugendamt mit seinen Beratungszentren Jugend und Familie, der Verein FiZ Familie im Zentrum, das Generationenzentrum Kornhasen, das Jugendhaus B 10, der Gesangverein Liederkranz Frohsinn, die AGDW, der Verein Ambulante Hilfe (der das Rössle gekauft hat), Bezirksamt und Bezirksbeirat, Polizei und Fahrbücherei, Vertreterinnen des Weltlädles sowie als Vertreter des Bahnprojekts Stuttgart 21 das Turmforum und die Arbeitsgemeinschaft ATCOST 21. Für die Bewirtung der Gäste zeichneten Mitarbeiterinnen des Bezirksrathauses, Mitglieder des 1. HHC Wangen sowie die Mattenspringer von SportKultur Stuttgart verantwortlich. Mit einem Modellbaum zur laufenden Jubiläumsaktion machte die Kelternachbarin Begegunungsstätte Wangen auf sich aufmerksam.

Problematischer Branchenmix

Bezirksvorsteherin Dietrich, die permanent von Gesprächsrunde zu Gesprächsrunde unterwegs war, meinte zwar schon zur Halbzeit des Forums: „Es könnten ruhig noch ein paar mehr kommen.” Doch dürften viele Diskussionen mehr von ihrer Intensität gelebt haben als von zahlreichen Zaungästen. Großes Interesse fanden die Ergebnisse der Bürgerumfrage, die am Stand des Bezirksrathauses zu lesen waren. Da zückte auch schon mal der eine oder andere seinen Block, um sich etwas aufzuschreiben.

Beim Querlesen der empfundenen Nachteile Wangens dominieren keineswegs – wie sonst – die Verkehrsprobleme. In Wangen steht vor allem das Branchenmix in der Kritik. Am meisten vermisst wird ein Drogeriemarkt, dafür wird die Zahl der Bäckereien und Friseure eher als Überversorgung empfunden. Das leerstehende Ladenlokal des zum Herma-Areal umgezogenen REWE stört. Vor allem aus Kreisen langjähriger Bewohner des Stadtbezirks wird der gesellschaftliche Wandel als negativ empfunden. Wangen wird häufiger als anonym, dreckig, überfremdet und ernst bewertet. Was heute fehle, sei das Lachen, schrieb sogar ein Bürger. Auf der Habenseite steht die gute Infrastruktur, die Stadtnähe und gleichzeitige Nähe zu Erholungsgebieten. Der Wangener Berg wird geschätzt, die Michaelskirche gefällt den Bürgern besonders, die Vereinswelt, das Miteinander von Jung und Alt und die verschiedenen Einrichtungen für Zielgruppen machen Wangen als Wohnort angenehm. Und die Bezirksvorsteherin darf auch zufrieden sein: Beate Dietrich, ihr Rathausteam und der Bezirksbeirat werden auf der Seite der Pluspunkte auffallend häufig genannt.

Wenig konkrete Ergebnisse

Was ist nun herausgekommen bei zwei Stunden Diskussion mit Nachbarn und über Nachbarschaft? Beate Dietrich ging mit dem Mikrofon von Stand zu Stand und sammelte Statements. Das Kornhasen-Team freute sich über neue Kontakte. Jugendhausleiter Oliver Bechen will die Einladung zur Pflanzentauschbörse nutzen für die Gartenumgestaltung beim Jugendhaus B 10. Der Krempoli-Verein konnte etwas für seinen Bekanntheitsgrad tun, der Liederkranz Frohsinn für seine Mitgliederwerbung. Bei AGDW und Flüchtlingsfreunden wurde das Interesse vieler Bürger als Erfolg verbucht. Die Ambulante Hilfe konnte viele Gespräche mit interessierten Wangenern führen. Der stellvertretende Bezirksvorsteher Andreas Schneider durfte weitere Ideen für Verbesserungen in Wangen sammeln. Für die Fahrbibliothek war das Forum eine willkommene Gelegenheit, sich weiter bekannt zu machen. Über viele nette Menschen freute man sich bei der Polizei. Das Weltlädle-Team hat eine neue Mitmacherin gefunden. Den schleppenden Wurst-Umsatz an ihrem Bewirtungsstand versuchten die Mattenspringer noch ankurbeln. Aus Sicht des Turmforums bot der Nachmittag eine gute Informationsmöglichkeit, Vertreter der ARGE berichteten über gezielte Fragen und intensive Gespräche. Der HHC lud zu Getränken und Imbiss ein. Bei der SWSG durfte man viele Fragen zur Inselsiedlung beantworten. Beim Bürgerservice Leben im Alter wurde Nachbarschaft als dankbares Thema beschrieben. Für Jugendamt und Kindertagesstätten war es ein erfreulicher Nachmittag, wenngleich Jugendthemen aufgrund vor allem älterer Besucher eher im Hintergrund standen. Gut unterhalten fühlten sich die Vertreterinnen des FiZ, die viele anregende Gespräche führen konnten. Fortgesetzt wurde die Veranstaltung mit einer Kabarettvorführung von Mustermann & die Motzlöffel. Danach ging das vierte Wangener Bürgerforum mit einem geselligen Beisammensein zu Ende. • mk

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