Bus 131 – Neue Linienführung unter der Lupe

Stuttgart-Heumaden, [post_published] … Seit dreieinhalb Monaten fährt der Bus der Linie 131 durch die Pfennigäcker. Die nach anfänglichen Bedenken optimierte neue Linienführung stößt in Heumaden nach wie vor auf Kritik. Marcus Fach, Anwohner am östlichen Ende der Pfennigäcker neben der Haltestelle Heumaden, schilderte am 1. November in einer offenen E-Mail an den Sillenbucher Bezirksbeirat sowie die Presse seine Eindrücke. Er negiert einen Bedarf an dieser Linienführung und hofft, „dass dieses Experiment möglichst bald für gescheitert erklärt und beendet wird”.

Inzwischen hat Mario Graunke wesentliche Kritikpunkte für WILIH unter die Lupe genommen. Der Verkehrsexperte, der die neue Linienführung beratend betreut und für den zuständigen Busunternehmer beantragt hatte, versucht die Wahrnehmungen zu objektivieren.

Wird schneller gefahren als vorher?

Linienkritiker Marcus Fach behauptet, dass im Bereich der Hausnummern 84-94 wegen der dort zugunsten der Busdurchfahrten weggefallenen Parkplätze „deutlich schneller gefahren” werde als zuvor.

Zumindest für die Busse lasse sich diese Behauptung entkräften, berichtet Mario Graunke. Er hat sich bei GR Omnibus, dem beuaftragten Busunternehmen, erkundigt. Der Busbetreiber, so Graunke, habe ein Flottenmanagementsystem, welches die Fahrdaten der Busse auswerten könne. Danach gebe es im Bereich der Straße Pfennigäcker „so gut wie keine Überschreitungen der zulässigen Geschwindigkeit von 30 km/h”. Die Tatsache, dass die Busse diese Straße im Halbstundentakt in beiden Fahrtrichtungen beführen, führe zudem dazu, dass im Begegnungsfall mit anderen PKW diese regelmäßig verlangsamt werden.

„Ob es ansonsten bei PKW zu schneller fahrenden Fahrzeugen kommt, können wir nicht beurteilen”, räumt Mario Graunke eine mögliche Dunkelziffer ein. „Hier wäre eine Überlegung, ob die Verkehrsüberwachung dies durch entsprechende Messungen belegen oder widerlegen kann”, empfiehlt er.

Haben Lärm- und Abgasbelastung zugenommen?

Lärm und Abgase seien seit der Führung der Linie 131 über die Pfennigäcker„merklich gestiegen”, so der Eindruck von Anwohner Marcus Fach. Als Grund dafür vermutet er die „unvorstellbar hohe Anzahl von durchfahrenden Bussen”.

Was eine hohe Anzahl ist, liegt im Auge des Betrachters. Der Bus 131 verkehrt zwischen Esslingen (ZOB) und Kemnat (Reutlinger Straße) an Werktagen halbstündlich zwischen 4.24 und 1.25 Uhr beziehungsweise an Sonn- und Feiertagen stündlich zwischen 5.04 und 1.25 Uhr.

Zur Schadstoffbelastung zitiert Mario Graunke aus einer Veröffentlichung  über die Umweltbilanz von Dieselbussen der Euronorm 6 (DER NAHVERKEHR, Ausgabe 12/2016, „Auch der moderne Dieselbus hilft der Verkehrswende“). Untersuchungen unter anderem bei der SSB in Stuttgart hätten „den Nachweis erbracht, dass sich ein Euro-6-Bus in seinen Emissionen (NO, und Partikel) kaum noch von denen eines Diesel-Pkw pro gefahrenen Kilometer unterscheidet. Bei den Rußemissionen liegt das Emissionsniveau an der Nachweisbarkeitsgrenze der Messeinrichtungen. Im Umkehrschluss dokumentiert dieses Ergebnis beeindruckend die hohe Umweltqualität des Linienbusses: Mit seinem relativ geringen Schadstoffausstoß befördert er im Durchschnitt 18 Personen: der die gleiche Emissionsmenge abgebende Pkw dagegen nur 1,2 Personen”.

Gibt es an den Pfennigäckern mehr Ausweichverkehr als früher?

Kritiker Fach erkennt „höheren Ausweichverkehr durch die vereinfachte Durchfahrt” durch die Pfennigäcker. Belegt ist dieser Eindruck nicht.

Verkehrsberater Graunke schreibt dazu: „Dies können wir nicht beurteilen. Jedoch wage ich zu bezweifeln, dass einige wenige wegfallende Parkplätze die Nutzung dieser Straße erheblich verändern.”

Wie leer oder voll sind die Busse?

Die Auslastung der Busse mit Fahrgästen sei „lächerlich”, meint Marcus Fach. Der Anwohner kritisiert, dass „fast leere Gelenkbusse” durch die Pfennigäcker fahren. Und dass der Bus 131 „bis weit nach Mitternacht” unterwegs sei.

Dazu stellt Mario Graunke klar: „Die Linie 131 gehört zu den sehr gut nachgefragten Buslinien. Zwischen Heumaden und Kemnat liegt die Besetzung über weite Teile des Tages im zweistelligen Bereich.” Die Vorgaben des Nahverkehrsplans würden durch die Linie 131 vollumfänglich erfüllt. Im Nahverkehrsplan des Landkreises Esslingen sei festgehalten: „Zur Sicherstellung einer hohen Wirtschaftlichkeit ist das vorhandene Fahrtenangebot auch an der vorhandenen Fahrgastnachfrage zu messen. Dabei soll grundsätzlich eine Belegung von durchschnittlich mindestens 5 bis 10 Fahrgästen pro Fahrt vorliegen, um die Einrichtung eines neuen oder die Beibehaltung eines bestehenden Leistungsangebots befürworten zu können. Dies gilt auch bei Verkehrsverbesserungsmaßnahmen auf funktional eigenständigen Linienabschnitten.“ (Quelle: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans für den Landkreises Esslingen, Dezember 2021, Seite 51)

Fahren nahezu leere Gelenbusse durch die Pfennigäcker?

„Die Linie 131 wird grundsätzlich mit Solobussen betrieben”, teilt Graunke mit. Und weiter: „Umlaufbedingt und zur Abdeckung von Nachfragespitzen (z.B. zu Schulbeginn und nach Schulschluss) ist die Nachfrage auf dieser Linie so groß, dass auf einzelnen Fahrten Gelenkbusse zum Einsatz kommen. Da die Nachfrage unpaarig ist, kommt es in der Gegenrichtung zu schwächeren Auslastungen.”

Fährt der 131 bis weit nach Mitternacht?

Was „weit” ist, liegt auch wieder im Auge des Betrachters. Marcus Fach definiert für sich hierzu keine Uhrzeit. Verkehrsberater Mario Graunke erklärt: „Die Linie 131 verkehrt – wie die Linie 65 – bis zum Betriebsschluss der Stadtbahnlinien.”


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4 Gedanken zu „Bus 131 – Neue Linienführung unter der Lupe

  • Die Buslinie 131 durch die Pfennigäcker ist unnötig. Heute saß um 9.44 Uhr in dem Bus Richtung Haltestelle Heumaden nur eine Person (Dame um die fünfzig). Ansonsten war der Bus – wie fast immer – komplett leer. Die Verantwortlichen bei der Stadt Stuttgart sollten bitte prüfen, ob es nicht sonnvoller wäre, den Bus über die Kirchheimer Straße fahren zu lassen bzw. es bei der alten Linienführung zu belassen, da niemand die neue Linienführung wirklich braucht. Oder will die Stadtverwaltung möglicherweise bereits jetzt Fakten schaffen, um an der Haltestelle Bockelstraße eine Loop-Lösung für den PKW-Verkehr vorzubereiten, die von den dortigen Anwohnern ebenfalls abgelehnt wird. In den Planungswerkstätten für Heumaden-Süd wurde (unter angeblicher Bürgerbeteiligung, die diesen Namen nicht verdient) seitens des beteiligten Architekturbüros und seitens der Stadtverwaltung in beiden Planungswerkstätten jeweils stets so getan, als wäre alles bereits beschlossene Sache. Dem ist aber nicht so! Noch besteht die Möglichkeit diesen Unsinn aufzuhalten.

  • Die Buslinie 131 durch die Pfennigäcker wird in beiden Fahrtrichtungen so gut wie nicht genutzt. Gestern abend gegen 18.22 Uhr stiegen rund 15 Personen bereits an der Haltestelle Heumaden aus, um mit der U7 weiter Richtun Stuttgarter Innenstadt zu fahren. Nur zwei Damen blieben im Bus sitzen und fuhren weiter Richtung „Bockelstrasse“. Schlussfolgerung: Die neue Streeckenführung des Bus 131 durch die Pfennigäcker ist total unnötig, weil der Bus auf der betreffenden Strecke so gut wie nicht genutzt wird. Die neue Streckenführung belästigt die Anwohner des Stadtteils durch Gefährdung von Fußgängern an den zwei Zebrastreifen, Gefärdung spielender Kinder, Lärm und Abgase für die Anwohner sowie Vernichtung von Parkraum durch sogenannte „Ausweichflächen“, die aber nicht ausreichen, um zwei Fahrzeuge aneinander passieren zu lassen.

  • Die Verbindung nach Sillenbuch ist wirklich eine Verbesserung; diese Fahrterweiterung halte ich wirklich für sehr wünschenswert!

  • 1. Im Bus, der beispielsweise am Freitag, den 18.11.2022 gegen 16.22 in den Pfennigäckern Richtung Haltestelle Heumaden fuhr, saß nur eine (1) Person (ältere Dame). Herr Fach hat völlig Recht.

    2. Passagiere aus Esslingen steigen lieber direkt in „Heumaden“ um, da sie dort schnell und fast trocknen Fußes die Stadtbahnhaltestelle (U7, U8, U15) erreichen. Diese Stadtbahnhaltestelle hat einen Unterstand, sodass die Passagiere nicht lange durch den Regen laufen müssen, wie beim Anschluß an die Haltestelle „Schemppstraße“.

    3. In den Pfennigäckern selbst ist es von Vorteil, einen großen SUV zu fahren. Neulich mussten wir (an der Stelle, wo oft Kinder spielen) mit unserem großen Geländewagen zur Unfallverhütung „ins Grün“ ausweichen, um dem mit unvermindertem Tempo aus Richtung der Haltestelle „Heumaden“ entgegenkommenden Bus auszuweichen. Die Strecke durch den Pfennigäcker ist völlig ungeeignet für eine Buslinie. In der Straße können sich nicht einmal zwei PKW begegnen – so eng ist die Strecke!

    4. Der Parkdruck in den umliegenden Straßen hat sich seit der neuen Buslinie stark erhöht. Anwohner finden kaum noch einen Parkplatz. Die Pendler aus Ruit und Kemnat stellen ihre PKW nun in den Seitenstraßen ab. Besonders schlimm ist die Situation auch während des Tages bei schönem Wetter oder Events wie z.B. „Volksfest“, wenn zusätzliche Menschen mit der Stadtbahn ab „Heumaden“ in die Stuttgarter Innenstadt wollen.

    5. Die Linienführung des Busses durch die „Pfennigäcker“ macht keinen Sinn. Es wäre besser, den Bus über die Kirchheimer Straße zu führen bzw. es bei der alten Linienführung zu belassen, da dieser Bus auf der Strecke Pfennigäcker von fast niemanden benutzt wird.

    P.S. Ich wohne übrigens nicht in den „Pfennigäckern“. Die dortige verkehrliche Situation kann ich aber sehr gut beurteilen, da ich oft zu unterschiedlichen Tageszeiten in diesem Gebiet zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs bin. Das möchte ich nur am Rande erwähnt haben. Ich bin also persönlich „Gott sei Dank“ nicht direkt betroffen.

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