Corona macht keinen Urlaub
Irgendwie gewöhnen wir uns an Corona. Zumindest diejenigen, die von einer durch das Virus ausgelösten Krankheit verschont geblieben sind, dürften zunehmend so empfinden. Inzwischen wird vielerorts gerne schon mal vergessen, dass wir uns eigentlich an Abstands- und Hygieneregeln halten sollten. Geht man beispielsweise dieser Tage in einen Supermarkt, kann man nach Hygienetüchern zum Desinfizieren des Einkaufswagens lange suchen. Und auch das selten gewordene Sicherheitspersonal vorm Eingang ist oft nur noch eine Alibiveranstaltung. Im Markt quetschen sich die Konsumenten ja sowieso vor den Regalen und Schnäppchentheken aneinander vorbei – wozu das Ganze, könnte man vielleicht denken. Und wenn man sich dann mit Menschen vollgestopfte Flugzeuge vorstellt, die Urlaubssüchtige in die Ferne bringen, damit sie dort ihr vermeintliches Grundrecht auf Auslandsurlaub in Anspruch nehmen können, kann es einem doch etwas mulmig werden. Doch mit der Angst vor einer zweiten Welle, einer Rückkehr der Virus-Sorge in die eigene Privatsphäre ist es wahrscheinlich nicht anders als bei Naturkatastrophen, Flugzeugabstürzen oder Terroranschlägen: Was in der Nähe ist, was einen unmittelbar betrifft, löst in der Regel mehr Betroffenheit aus als alles weiter Entfernte. Doch das Coronavirus schert sich weder um Landesgrenzen noch um Urlaubsfreuden. Und lässt sich auch von unserer Maskerade wohl nur begrenzt beeindrucken. Eher schon von Vernunft, Disziplin, Vorsicht und Rücksichtnahme. Diese Herausforderung besteht nachhaltig. Werden wir ihr auch in den Urlaubsmonaten gerecht?
Rundgeschaut … Die wöchentliche WILIH-Kolumne