Der Instrumentenkasten – eine gute Geschenkidee?
In beinahe jedem Interview zur Bekämpfung der Corona-Pandemie aus dem Dunstkreis der möglichen Ampelkoalitionäre fällt momentan der Begriff „Instrumentenkasten”. Was ist das? Welche Instrumente sind gemeint, welcher Kasten soll sie beherbergen? Wie schwer wird der Kasten? Wer schleppt ihn und wohin? Und wann darf er ausgepackt werden? Hintergrund ist ein Entwurf von SPD, Grünen und FDP zur Überarbeitung des Infektionsschutzgesetzes. Damit will die vielleicht bald kommende Bundesregierung noch vor der Kanzlerwahl einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung liefern. Kernstück ist ein Instrumentenkasten. Damit ist natürlich kein irgendwie geformter Behälter an sich gemeint, sondern eigentlich dessen Inhalt. Aber ganz offensichtlich soll der Inhalt stabil verpackt sein, sonst könnte man ja auch einen (möglichst umweltfreundlichen, aber das ist ein separates Thema) Beutel nehmen. Die Schwierigkeit besteht darin, in einen leeren Kasten unbekannter Maße genau das hineinzutun, was tatsächlich hilft. Verschiedene Ideen liegen auf dem Tisch – sie sind aber nicht wirklich neu. Als Instrumente werden immer wieder die 3G- oder die 2G-Regel, mit oder ohne Plus, das Untersagen von Veranstaltungen, Ausgangsbeschränkungen, Schul- und Kita-Schließungen, Reiseverbote, Ladenschließungen oder zumindest Zugangsbeschränkungen genannt – und, und, und. Und als Klassiker neben Impfen, Boostern und Testen die Abstandsregeln, Maskenpflicht, Lüften, Homeoffice oder Luftfilter. Und wer weiß: Vielleicht versteckt sich auch in irgendeiner Ritze des Kastens eine Impfpflicht? Das Ganze erinnert ein wenig an das beliebte Gesellschaftsspiel „Ich packe meinen Koffer und nehme mit…”. Womit wir wieder beim Behältnis, dem Instrumentenkasten wären. Also: Was soll denn nun hinein? Und in welcher Reihenfolge wieder raus? Eine umstrittene Frage ist zudem, wer die einzukastelnden Instrumente nutzen darf beziehungsweise soll: der Bund oder die Länder. Mehr Fragen als Antworten. Daher befinden sich in unserem Instrumentenkasten zunächst mal Skepsis und Hoffnung. Ob es eine gute Idee ist, zu Weihnachten Instrumentenkästen zu verschenken, muss sich aber erst noch herausstellen. Wenn sie überhaupt lieferbar wären – Stichwort Lieferkette. Aber das kennen wir ja schon: Zur Not gibt’s eben einen Geschenkgutschein. Gestaltungsvorschlag: vorne drauf eine Ampel.
Rundgeschaut … Die wöchentliche WILIH-Kolumne