Der Rubel rollt – fällt der Groschen?
Der Rubel ist in diesen Tagen in aller Munde. Dabei dürften nur wenige Menschen Rubel in ihrem Portemonnaie haben. Verantwortlich für die aktuelle Prominenz der russischen Währung ist Wladimir Putin. Der Präsident Russlands – korrekt: der Russischen Föderation – verlangt, dass russisches Gas nur noch bekommen soll, wer den Rubel rollen lässt, und zwar in Richtung Russland. Und das – siehe oben – ist natürlich ein Problem, denn wer hat schon Rubel unter der Matratze gebunkert? Außerhalb Russlands ist die Rollfähigkeit des Rubels halt begrenzt. Was tun? Muss wegen Putins Idee womöglich noch die gute alte Redensart geändert werden? Zeit, mal wieder auf eine kleine Sprachforschungsreise zu gehen! Was bedeutet es eigentlich, wenn man sagt: „Der Rubel rollt”, oder „Der Rubel muss rollen”? Nun, verschiedenen Quellen zufolge ist damit gemeint, dass viel Geld im Umfluss ist, viel Geld verdient wird, viel Geld (zurück) zu bezahlen ist. Es geht immer um viel und um Geld und meistens um viel Geld. Allerdings nur im übertragenen Sinn um den Rubel. Wer hierzulande den Rubel rollen lässt, zahlt nämlich in Wirklichkeit mit Euros. Mit den Euros, die Putin nun als Gegenleistung für sein Gas verschmähen will. Ob das clever ist, muss sich noch zeigen, denn der Euro genießt eine höhere Wertschätzung an den Devisenmärkten als der Rubel. Hätte der Russe also „Dollarzeichen in den Augen”, dann müsste er eigentlich froh darüber sein, dass wir bereit sind, unser Geld für sein Gas zu verbrennen, um anschließend sein Gas für unsere Wärme, unseren Strom, unsere Produktion verbrennen zu können. Aber mit den Dollarzeichen im Auge ist es ähnlich wie mit dem rollenden Rubel: nur eine Redensart. Vielleicht weil der Dollar, das Zahlungsmittel im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten, als Synonym für Kapitalismus und Geldgier gilt, ist er zum Objekt der Begierde für alle geworden, die auf „die schnelle Mark” aus sind. Wann also, so könnte man nun fragen, wird bei Putin „der Groschen fallen”?
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