Der Wumms der Bazooka

Wer Kleinstbeträge ausgibt, muss sich noch und nöcher rechtfertigen. Je größer der Betrag, um so leichter fällt das Geldausgeben. Man kennt das von Vorstandsentscheidungen in Großunternehmen. Während die Milliardeninvestition für ein Großprojekt nach fünf Minuten durchgewunken ist, streitet man sich zwei Stunden über einen Fahrradständer für 500 Euro auf dem Firmenhof. Es darf vermutet werden, dass das, was hinter großen Beträgen steckt, schwieriger zu durchschauen ist als etwas, das für wenig Geld zu haben ist. Und dass die allermeisten sich unter einem Fahrradständer mehr vorstellen können als beipielsweise unter einer neuartigen Produktionsanlage. Und wer will schon etwas ablehnen, das er sich nicht erklären kann – und anderen schon gar nicht. Deshalb äußern sich Entscheidungsträger gerne wolkig und verwenden Bilder, wenn es um Gewaltiges geht. So kam in der Finanzpolitik einst die Bazooka auf die Bühne. In der Eurokrise 2012 versuchte der damalige Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi auf diese Weise eine schlagkräftige Waffe in die Geldpolitik einzuführen. Draghi ging es um „whatever it takes” – um alles, was nötig war. Damals: den Euro zu erhalten. Also um sehr, sehr viel Geld. Ähnlich ist es jetzt auch wieder. Zur Bewältigung der Corona-Folgen setzen die Politiker Milliarden ein. Und wenn die nicht ausreichen, Billionen. Damit sich auch jeder vorstellen kann, was das bewirkt, hat Finanzminister Olaf Scholz nun in ein Wort gefasst, was man von einer Wumme wie der Corona-Bazooka erwarten darf: einen Wumms! Die sofortige Übernahme dieses Begriffs in Talkshows und Umgangssprache zeigt, dass sich auch für komplexe Ideen rasch Begeisterung wecken lässt, wenn sie wuchtig rüberkommen. Mit Wumms!

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