Deutsche Nationalmannschaft in Quarantäne

Der DFB wird 2022 keine eigene Mannschaft zur Endrunde der Fußballweltmeisterschaft nach Katar entsenden. Nach der gestrigen Niederlage gegen Nordmazedonien hat sich die Führungsspitze des Fußballbundes einschließlich Noch-Bundestrainer Jogi Löw mit der Delegation des Gegners zusammengesetzt und entschieden: Deutschland wird eine Auswahl nordmazedonischer Fußballer in den Golfstaat und die eigenen Kicker in die Wüste schicken. Davon würden beide Nationen profitieren, hieß es anschließend in einer gemeinsamen Presseerklärung. Eine klassische Win-Win-Situation: Deutschland könne sich nicht blamieren, und Nordmazedonien wäre sicher bei der WM dabei. Noch nicht einigen konnte man sich in der Kürze der Zeit auf einen Namen der zur WM zu entsendenden Equipe. Vorschläge aus dem DFB-Präsidium wie „Deutschnordmazedonische Fußballföderation” oder die Idee, Nordmazedonien als 17. Bundesland aufzunehmen, sollen noch in der Nacht wieder verworfen worden sein. Nun will man dem Vernehmen nach erst einmal eine Kommission einsetzen, deren Aufgabe es ist, einen Namen zu finden, der auf den Mannschaftsbus passt. Der Beschluss soll einstimmig gefallen sein. Nach einem Blick in die von VW gesponsorte Spesenordnung des Fußballbundes habe sich die komplette Delegation auf der Stelle für die Kommission angemeldet, hieß es. Für den DFB bedeutet die gestrige Eilentscheidung auch das Ende der Diskussion darüber, ob nun doch Thomas Müller (Bayern München) und Mats Hummels (Borussia Dortmund) reaktiviert werden sollten. Beide müssen jetzt nicht mehr fürchten, von den Fans – falls die dann wieder ins Stadion dürfen – mit einem aus voller Brust geschmetterten „Ihr könnt nach Hause fahr‘n” in den Fußballruhestand verabschiedet zu werden. Da blieben sie lieber gleich daheim, ließen die beiden Fußballweltmeister unisono durch ihre Manager mitteilen. Ein schwerer Schlag natürlich für die gesamte Fußballjournaille, die sich nun ein anderes Interviewthema suchen muss. Oliver Bierhoff, Manager der „Mannschaft” und Direktor beim DFB, hob noch weitere positive Aspekte des abendlichen Krisengipfels hervor. So könnten sich die deutschen Nationalkicker voll und ganz auf ihren Kampf für die Menschenrechte konzentrieren. Das ginge vom Home Office aus sowieso besser als auf dem Rasen. Da habe man mehr Zeit zum Nachdenken, meinte der für seine Kopfbälle bekannte ehemalige Nationalstürmer. Zudem erklärte er die Debatte über Proteste gegen die WM in Katar für beendet. Deutschland boykottiere die Weltmeisterschaft ja nicht, ergänzte DFB-Präsident Fritz Keller, auch nicht indirekt, indem man sich nicht für das Turnier qualifiziere, was nach gestern leider zu befürchten sei. Vielmehr schicke Deutschland seine eigenen Fußballprofis in fußballerische Quarantäne. Damit war alles gesagt. Als nach der Rückkehr aus der nordmazedonischen Fußballhauptstadt Duisburg der Ruf „Aufwachen, Jungs!” durch den Bus schallte, war es bereits hell. Irgendeiner schaute auf sein Smartphone, sah aufs Datum und bemerkte erleichtert: 1. April.

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