Boris Beckers Doppelfehler und Second Service

Insolvenzstraftaten begangen und vor Gericht keine Reue gezeigt. Im Tennis würde man sagen: Doppelfehler! Die Folge: Boris Becker sitzt im Gefängnis. Was nun? Vielerorten geben aktuelle und ehemalige Prominente sowie tatsächliche oder selbsternannte Experten ihre Kommentare dazu ab. Und die Gazetten sind weltweit seit Tagen voller Antworten auf mehr oder weniger bewegende Fragen rund um Beckers Aufenthalt im Gefängnis. Wir fügen eine Frage hinzu: Würde das auch jemanden interessieren, wenn statt einem prominenten Ex-Sportler ein Nobody aus denselben Gründen verurteilt unter hinter Gitter gebracht worden wäre? Wer würde sich dann fragen, wer ihn im Gefängnis unbedingt, vielleicht oder ganz sicher nicht besuchen will, ob seine zweite Ehefrau ihren Ex wirklich für immer lieben wird (Focus/Bunte),  dass er vermutlich einen nach dem Schweiß seines Vorgängers stinkenden Gefängnisanzug tragen muss (Stern) und auf sechseinhalb Quadratmetern, die er sich mit einem Mithäftling teilen muss, die Zeit auf einer harten Pritsche mit dem Kopf neben der Kloschüssel verbringen muss (t-online). Keine Frage: Das wird kein Zuckerschlecken, und erst recht nach jahrzehntelangem Luxusleben ist das bestimmt ein hartes Kontrastprogramm. Auch keine Frage: Boris Beckers Tenniserfolge bleiben in bester Erinnerung. Insofern darf man sich zu Recht fragen, wie und warum es so weit kommen konnte. Ebenfalls keine Frage: Es gibt keinen Grund zu Schadenfreude, aber auch keinen Anlass zur Verharmlosung der begangenen Straftaten. Doch eine Zusatzfrage sei erlaubt: Wer denkt an die Opfer? Trotzdem: Das Rechtssystem gesteht Becker noch eine Chance zu. Er kann gegen sein Urteil Rechtsmittel einlegen. „Second Service” sozusagen. Und Stoff für neue Schlagzeilen…

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