Eichenhain-Zaunstreit – Reaktionen aus der Politik
Stuttgart-Riedenberg/Sillenbuch … Der Zaunstreit im Eichenhain erscheint auf den ersten Blick festgefahren. Hat die Kommunalpolitik Ideen zur Befriedung? WILIH hat Betreuungsstadträte für den Stadtbezirk Sillenbuch und die Sillenbucher Bezirksbeiratsfraktionen am 10. Februar gefragt: „Welche Konfliktlösung sehen Sie?” Die Reaktionen sind verhalten. Die Bezirksbeiräte sehen sich noch nicht zu einer Aussage in der Lage. Aus dem Gemeinderat kamen Stellungnahmen der Freien Wähler und der Grünen.
„Augenmaß walten lassen – Balance finden”
„Ich kann nachvollziehen, dass sich die Besucher des Eichenhains über die Absperrungen und Zäune ärgern. Gleichzeitig verstehe ich sehr gut, dass das Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFFA) in puncto Sicherheit kein unnötiges Risiko eingehen kann und will. Wenn jemand durch einen herabfallenden Ast oder einen umstürzenden Baum zu Schaden kommen würde, wäre der Aufschrei sicher riesengroß – und es würde umgehend die Frage gestellt werden, wer dafür zur Verantwortung gezogen werden kann oder muss. Deshalb habe ich auch keinerlei Verständnis für die mutwillige Zerstörung der Zäune und Absperrungen.
Meines Erachtens sollten das Regierungspräsidium und die Naturschutzverbände bei einem wichtigen und stark frequentierten Großstadt-Naherholungsgebiet, wie es der Eichenhain ist, Augenmaß walten lassen und dem GFFA die Möglichkeit einräumen, die nötigen Baumpflege- und Sicherungsmaßnahmen durchzuführen.
Mir ist vollkommen bewusst, dass es sich beim Eichenhain um ein Naturschutzgebiet handelt. Gleichzeitig ist und bleibt der Eichenhain ein wichtiges Naherholungsgebiet. Das kann man nicht ignorieren. Deshalb sind die Ämter und Behörden dazu aufgerufen, eine gute Balance zwischen den verschiedenen Ansprüchen zu finden.”
… sagt Axel Brodbeck, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Stuttgarter Gemeinderat und Betreuungsstadtrat für Sillenbuch
„Abgestimmte Lösung zwischen den Behörden nötig”
„Der Streit um die Zäune im Eichenhain macht deutlich, wie dringend eine abgestimmte Lösung zwischen den Behörden nötig ist. Die jetzige Situation ist für die Bürger*innen unverständlich und belastend – sie können nichts für den Kompetenzkonflikt, tragen aber die Folgen. Statt teurer Maßnahmen ohne klare Perspektive braucht es eine transparente Kommunikation und eine Lösung, die sowohl die Verkehrssicherheit als auch den Naturschutz sinnvoll vereint.”
.. sagt Stephanie Moch, Betreuungsstadträtin von Bündnis 90/Die Grünen für Sillenbuch
Bezirksbeirat schiebt das Thema vor sich her
Während die Sillenbucher Bezirksbeiräte Ulrich Storz (SPD) und Richard Hiller-Bixel (Grüne) um Geduld baten, weil der Bezirksbeirat eine gemeinsame Stellungnahme abgeben wolle, schrieb Philipp Kordowich (CDU): „Die Fraktionen werden sich gemeinsam zum weiteren Vorgehen beraten. Die nächste Bezirksbeiratssitzung ist ja erst am 19. März. Vorher wird es von uns keine Stellungnahme geben.”
Dann ist die Frist des Regierungspräsidiums (RPS) allerdings abgelaufen. Denn: „Für die Einzäunung wurde eine naturschutzrechtliche Befreiung durch das RPS auf Antrag der Stadt Stuttgart erteilt, weil der Eichenhain ein Naturschutzgebiet ist. Die aktuelle naturschutzrechtliche Befreiung ist bis 15.03.2025 befristet.”
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Ich kann mich Frau Bertuleit nur anschließen. Sie spricht mir aus dem Herzen.
Gleiches gilt für den Kastanienbaum in Hedelfingen, der gepflanzt werden soll, aber (noch) nicht da, weil das Umweltamt seine Zustimmung noch nicht gegeben hat. Warum in aller Welt benötigt man für das Pflanzen eines Katsanienbaums an einer Stelle, wo seit mehr als 100 Jahren Kastanienbäume stehen, eine Zustimmung des Umweltamts? Ständig redet man von Unterbesetzung auf den Ämtern. Aber hat man schon mal über die Aufgaben nachgedacht? Gleiches gilt für den Zaun im Eichenhain. Als ob nicht wichtigere Aufgaben anstünden! Liebe Ämter: Kümmert Euch um das Wesentliche!
Zum Artikel „Eichenhain-Zaunstreit“:
Beim Lesen dieses Artikels und seiner Vorgänger – dieses Thema erstreckt sich nun ja schon über mehrere Wochen – kann ich nur den Kopf schütteln. Weshalb macht man heutzutage in so vielen Bereichen aus Mücken Elefanten?!
Wann gewann die generelle Überzeugung die Oberhand, dass „Otto Normalbürger“ selbst nicht mehr denken, keine eigene Entscheidung fällen und auch Verantwortung tragen kann – und muss?!
Weshalb soll man alle Stolpersteine per politischem Machtwort aus dem Weg räumen?
Und warum soll sich jeder hinter schwarzen auf Papier oder online gedruckten Buchstaben verstecken?
Seid ihr noch nie auf die Idee gekommen, hier und dort im Eichenhain ein paar Schilder aufzustellen mit der Aufschrift „Gefahr von Astbruch – Betreten auf eigene Gefahr“, von mir aus mit bemaltem Schild, das einen herabfallenden Ast zeigt für all jene, die nicht oder schlecht lesen oder die deutsche Sprache noch nicht können.
Das erübrigt einen Zaun, das Kompetenzgerangel zwischen Ämtern und deren etwaiger Zuständigkeit und einen dünn werdenden Geduldsfaden bei den Bürgern!
Früher hat ein Schild gereicht! Weshalb soll es seine Aufgabe heute nicht erfüllen?
Vielleicht wäre es an der Zeit, manches zu vereinfachen statt zu verkomplizieren. Durch Erfahrungen lernt man, ob klein oder groß, jung oder alt. Ein Staat braucht mündige, eigenständig denkende Bürger – und wir sind das doch noch, oder etwa nicht? – und keine, die wegen jedem Kleinkram, sogar für Spaziergänge, an der Hand genommen werden müssen!