Erinnerung an lange Dia-Abende

Am Montagabend passierte in der Sitzung des Wangener Bezirksbeirates Ungewöhnliches: Als die Vertreter der SWSG ihr Sanierungsprojekt vorstellen wollten, stand das zuvor korrekt projizierte Startbild plötzlich spiegelverkehrt an der Wand. Mit vereinten Kräften wurde zwar versucht, die Projektion zurechtzurücken. Doch Laptop und Beamer ließen sich nicht überreden. Zwar war das Spiegelbild zu korrigieren. Aber nur zugunsten einer anderen Komplikation: Jetzt stand alles auf dem Kopf. Die Älteren unter den Zuschauern erinnerten sich sogleich an lange Dia-Abende im Familien- oder Bekanntenkreis. Wenn die Fotos vom Italien-Urlaub bewundert werden mussten – dazu aus Gläsern, die heute nur noch auf Flohmärkten zu finden sind, Bowle gereicht wurde und der artig von allen bewunderte Käse-Igel zum Verzehr bereitstand –, waren die im Magazin auf dem Kopf stehenden Lichtbilder nicht selten die größte Attraktion. Auch damals gelang die Zurechtrückung nicht immer auf Anhieb. Höfliche Italien-Kenner hielten nach der bei einem Zigarettchen auf dem Balkon oder mit einem Toilettengang überbrückten Zwangspause dann den Mund. Doch auf den Umstand, dass nach dem Umsortieren alles spiegelverkehrt war, wies ganz bestimmt irgendwann dann doch Nachbar Klugscheißer hin, der selber schon in Pisa gewesen war und erkannte, dass der dortige schiefe Turm zur anderen als der auf dem Dia zu sehenden Seite umzufallen drohte. Spätestens dann war der Zeitpunkt gekommen, das Bowle-Glas ein weiteres Mal nachzufüllen und auf Italien im Allgmeinen sowie den Urlaub im Spziellen und natürlich die tollen Fotos und die gelungene Präsentation anzustoßen. Was jetzt in Wangen jedoch – und dies sei Nicht-Teilnehmern der Bezirksbeiratssitzung ausdrücklich versichert – unterblieb, obwohl die Präsentation coronabedingt in der örtlichen Kelter stattfand, die ja eigentlich für vergorene Rebensäfte bekannt ist. Stößchen und Prösterchen!? Nur im Kopfkino.

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