Vatikan: Was passiert mit Mietern und Mieten?

Stuttgart-Wangen … Die Vatikan-Siedlung im Herzen von Wangen (Foto) soll saniert werden (Projektvorstellung im WILIH: hier). Am 16. November stellten zwei Vertreter der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) deren Projekt in der öffentlichen Sitzung des Wangener Bezirksbeirats vor. Auf größtes Interesse stießen die Zukunft der Mieter und die Entwicklung der Mieten.

Bisher zahlen die Mieter im „Vatikan” genannten Wohnquartier zwischen Ulmer und Laupheimer Straße sowie Nähterstraße im Durchschnitt eine Quadratmetermonatsmiete von 7,40 Euro. Ab September 2021 soll der Block an der Nähterstraße 26 bis 30 von Grund auf denkmalgerecht modernisiert werden. Vor allem Sanitärtechnik und Energiestandard seien auf einem Stand von vor 15 Jahren und älter, skizzierte Christian End, der Leiter des zuständigen Kundencenters der SWSG, die Kernaufgabe der Sanierung, in deren Rahmen auch die nicht mehr zeitgemäßen Wohnungszuschnitte dem heutigen Bedarf angepasst werden sollen. So soll es auch 4-Zimmer-Wohnungen, aber auch Ein-Raum-Appartements für Alleinwohner geben. Bislang dominieren kleine 2-Zimmer-Wohnungen. Das Ziel beschrieb Christian End als „rundes Wohnprojekt für alle Lebensalter”.

Zur Folge hat dies allerdings auch eine Aufrundung des Mietpreises: Wer einen Wohnberechtigungsschein hat, darf mit 7,80 Euro pro Quadratmeter rechnen. Bei der Beantragung eines Berechtigungsscheins will die SWSG helfen. Frei finanziert sei die ortsübliche Miete anzusetzen, sagte End auf Nachfrage. Der Mietzins sei zwar noch nicht kalkuliert, mit 10 bis 10,50 Euro sei aber zu rechnen. Mieter, die ihre Wohnung verlassen und für die Sanierungszeit in eine andere SWSG-Wohnung umziehen, bekämen allerdings bei Rückkehr in den „Vatikan” einen „Sanierungsrabatt” von einem Euro pro Quadratmeter. Auf jeden Fall hätten alle Mieter ein Rückzugsrecht, verspricht die SWSG.

Ähnliches wird im Laufe der nächsten Jahre auch auf die Mieter der anderen Wohnblocks zukommen. Denn die SWSG modernisiert den „Vatikan” Zug um Zug in mehreren Bauabschnitten komplett. Als Vorbild dient die Inselsiedlung, die in den zurückliegenden Jahren bereits komplett modernisiert wurde. Die Reihenhäuser sollen allerdings erst nach Mieterwechseln saniert werden. Dort müsse niemand für Sanierungszwecke ausziehen.

Kritisch hinterfragt wurde die Information der Mieter. Coronabedingt seien sie in diesem Sommer nicht im Rahmen einer sonst üblichen Versammlung über das bevorstehende Projekt informiert worden, hieß es, sondern zunächst schriftlich und dann in Einzelgesprächen. Christian End und Lars Hoffmann (Bereichsleiter Bestandsmanagement) ließen keinen Zweifel an der Notwendigkeit der Sanierungsmaßnahme, betonten aber mehrfach, dass die SWSG im engen Kontakt mit ihren Mietern nach individuellen Lösungen suchen werde – insbesondere bei Härtefällen.

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