Es blüht so grau

Gegenwärtig fechten zwei Gartentrends einen Streit aus. Der eine: Blühstreifen ohne Ende, als gäbe es kein Morgen. Nicht nur die Bayern haben die Bienen entdeckt. Auch hierzulande wird gesät, was das Zeug hält. Stuttgarts OB hat vor kurzem sogar höchstpersönlich medienwirksam ein Tütchen geöffnet. Er gilt ja auch als oberster Bienenfreund der Landeshauptstadt. Auf dem Dach seines Amtssitzes lässt er Honig produzieren – und dann an der Rathauspforte leider eher subprominent zum Verkauf anbieten. Weniger läuft einem das Wasser im Munde zusammen, wenn man an den anderen Trend denkt: Steingärten. Sie wirken nämlich kontraproduktiv. Auch wenn gartenarchitektonische Meisterwerke dabei sein mögen, in denen Kieselsteine, Schotter und Dekorationsgegenstände aus edlem Gestein geschmackvoll koexistieren: Die von Insekten und Schmetterlingen geschätzten Nektarvorkommen oder den für Vögel wichtigen Nährwert von Samen können sie nicht bieten. Und damit wirken sie dem über Jahre immer stärker ins Bewusstsein gelangten Ziel der Artenvielfalt entgegen. Mal abgesehen davon, dass sich das Farbspektrum eines Steingartens meist von weiß bis schwarz erstreckt und damit im Durchschnitt eher grau wirkt. Aber es ist natürlich Geschmackssache, grau attraktiver zu finden als bunt. Darüber lässt sich nicht streiten. Über den ökologischen Wert sehr wohl. Deshalb will die Stadt Heilbronn – in der übrigens die Bundesgartenschau stattfindet – jetzt die Reißlinie ziehen. Steingärten sollen künftig nicht mehr zugelassen werden.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 24.4.2019